Thema: Lichtgeflutet
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Alt 26.02.2018, 15:52   #24
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi EVG, Laie!

Ich habe nicht geschrieben: Falsch, weil selbstreflexiv, so könnte man glauben, das Falsche sei das Selbstreflexive.

Ich habe gesagt: Es ist falsch, weil "ausruhen" nur selbstreflexiv verwendbar ist, für dich oder Teile von dir.
So ist Laie's "Er ruht seine Beine aus" durchaus korrekt, da die Beine ja TEIL VON diesem "er" sind.

"ausruhen", "erholen" und ein paar andere Begriffe können nicht aktiv auf Einflüsse von außen angewendet werden (Das bedeutet, ein "mich" oder "sich", das sich nur auf den Sprecher beziehen kann, sollte immer dabei sein können).

Du kannst sagen: "Ich ruhe mich die nächste Stunde aus!", aber NICHT: "Die nächste Stunde ruht mich aus!".
Laie kann das toll finden, so lang er will, es ist und bleibt dennoch falscher Sprachgebrauch.

Und woher ich das weiß: Gelernt habe ich diese Regeln nie, aber ich lese extrem viel und bin seit 20 Jahren literarisch tätig, ich bin mit den Werken der Klassiker aufgewachsen, mit alten Sagen und Märchen, die man verfasste, als Sprachhabung noch etwas galt.
Ich habe einfach ein sensibles Gespür für was geht und was nicht. Das machen Erfahrungsschatz und Sprachdurchdringung, die ich mittlerweile mein Eigen nenne.

Ich sage jedenfalls nichts, wenn ich mir nicht selbst zu fast 100% sicher bin, dass es so ist, wie ich sage. Sprache ist ein sehr exaktes, sehr sensibles Instrument. Ich weiß dieses Skalpell zu führen, da bin ich mir sicher, und ich weiß auch, worauf dieses Selbstvertrauen gründet.
Das ist keine Selbstschmeichelei, sondern Fakt.
Wenn du mir da nicht vertrauen kannst, lass es eben. Ich bin darob nicht böse oder "angepisst", wie man es heutzutage so stilvoll formuliert.

Es hängt auch davon ab, was für ein Dichter du sein willst. Wenn du sagst, ich schreibe auch "modern", wo alles möglich ist, weil einem in der modernen Lyrik alles frei steht, wie immer man es haben möchte - dann ist es okay. Da ist so ein schräger Sprachgebrauch sogar probates lyrisches Stilmittel, wirkt neu, interessant und fesselnd.

Ich konstatiere meine Ansicht nur für die "althergebrachte" Sprachhabung, die Sprache bis Rilke und Hesse, VOR diesen ganzen unsäglichen "künstlerischen Experimenten" der Moderne, die für mich eher auf Vergewaltigung, Entwürdigung oder Vermüllung der Sprache hinauslaufen!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (26.02.2018 um 16:04 Uhr)
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