Thema: Fremdes Elend
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Alt 16.02.2017, 13:54   #7
juli
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Hi eKy,

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Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Hi Thomas, Sy!

Nicht der Onkel fragt sich, wie das geschehen konnte - der weiß es ja. Es sind die aus allen Wolken fallenden guten Nachbarn, die jahrelang hätten mitbekommen können, wie das Kind, das sich vor lauter Missachtung und Einsamkeit schließlich einem Täter an den Hals geworfen hat, von seinen Eltern vernachlässigt wurde, wenn sie sich nur hätten überwinden können, richtig hinzusehen.

An erste Stelle stehen die Eltern immer in ihrer Verantwortung. Sie sind für ihr Kind zuständig und verantwortlich. Das beinhaltet, das die Eltern wissen wo es ist und mit wem es verkehrt. Dabei ist nicht auszuscließen, dass "deren bester Freund" der Täter sein kann.

Aber da heißt es immer: Es geht uns nichts an, das ist Familiensache. Und es ist ja nicht unser Kind ... - Bloß nicht anecken und sich unbeliebt machen! bloß sich keinen Ärger einhandeln - es wird sich schon irgendwer darum kümmern, ehe es zu spät ist ...

Mir kann schon manchmal der Faden durchglühen, wenn ich sehe, dass Kindern, Tieren, Hilfsbedürftigen und Alten ein Leid zuführt wird. Ich bin eigentlich ruhig, aber nur eigentlich. Wo ist hier der Teufelsmiley.

Übrigens hilft Kastration oder das Abschneiden des "Schweineschwanzes" (Ich nenne das die Rechtfertigungsrache eines schlechten Volksgewissens) überhaupt nichts: Begehren ist psychologisch motiviert - es sitzt im Kopf!

Die Medizin versucht mit Kastrationsspritzen die " Leidenschaft" das Wort spricht für sich selbst, weil meist die Täter auch leiden, aber da hält sich mein Mitgefühl in Grenzen. Psychotherapien gibt es, aber ich weiß nichts über die Erfolgsquote. Die Crux ist auch, wer einmal Täter ist, war früher oft selbst ein Opfer. Und dann beißt siuch die Katze in den Schwanz. Ich habe eine klare Postion. Mein Gedanke und mein Helfen gehört dem Kind, nicht dem Erwachsenen, ich kann für alles dasein. Das ist ein Neustart für das Kind, was jetzt Kind ist!

Das Hinschauen ist wichtig, aber auch das ständige Abwägen, ob man da nicht etwas falsch interpretiert! Leicht ist ein Vorwurf ausgesprochen, leicht ein Ruf ruiniert, leicht ein womöglch unschuldiges Opfer dann dem gnadenlosen Shitstorm und dem Mobbing der Schwarzweiß-Denker ausgeliefert! Das geht bis hin zu Sachbeschädigung, Morddrohungen und tätlichen Angriffen!

Ja, da sagst du was. Ein Eingriff in die Privatsspäre von Seiten der Gesellschaft sollte wohl überlegt sein, und am Besten von Fachkundigen übernommen werden.

Also: Hinschauen ja. Aber dann auch abklären, Gespräch suchen, nachhaken, wenn sich ein eindeutiger Verdacht ergibt. Und dann nur mit den betreffenden Fachleuten reden, nicht mit der ganzen Nachbar- oder Kollegenschaft!

Ja, das siehst du richtig. Professionelle Hilfen sind: Jugendämter, UNd Fachleute aus der Psychiatrie. Es gibt auch noch Hilfsangebote von speziellen Anlaufstellen, in jeweils in größeren Orten. Und Nein! Nicht reden mit der Nachbarschaft!

Zuletzt: Auf dem Teppich bleiben. Kindesmissbrauch ist illegal und nicht im Interesse des Kindes und gehört angezeigt und abgestellt - aber ein Gutteil des eigentlichen lebenslänglichen Leides - vorausgesetzt, es kam zu keiner körperlichen Gewalt oder psychischen Einschüchterung und Bedrohung (was für die allermeisten Fälle zutrifft!) - wird großteils dadurch ausgelöst, dass ein Kind "immer das Richtige tun will", und wenn eine Gesellschaft so einen Akt als "besonders widerlich und verwerflich" darstellt (und Kinder kriegen diesen Wertekanon natürlich mit, ob missbraucht oder nicht!), dann wird das "Opfer" hinterher auch ein entsprechend großes schlechtes Gewissen entwickeln und sich selbst verachten, weil es vielleicht mehr oder weniger mitgemacht zu haben glaubt. Das geschieht, eben weil die Gesellschaftsmoral ein derart übersteigert verachtenswertes Bild suggeriert. Dass sie als Opfer ja eigentlich nicht gemeint sind, diesen Unterschied machen Kinder nicht, und auch wenn man sich später als Erwachsener diesen Fakt klar macht - das Unterbewusste schert sich nicht darum!
Deshalb schweigen die meisten dann auch ihr Leben lang - oder werden am Ende gar selbst zu Tätern, wenn der Missbrauch in eine Prägungsphase der kindlichen Entwicklung fiel.

Ja eKy, es gilt zu diffenzieren, was ein Übergriff ist. Und da gehen die Meinungen auseinander. Kinder beurteilen die Situationen meist positiv, und werten meist nicht negativ. Wie du sagst meist hinterher, weil die Gesellschaft die Meßlatte legt, und im Nachhinein, das Kind oder der nunmehr Erwachsene an den Rand gedrängt wird. Es weiß es ist etwas Schlimmes passiert, aber weiß nicht was. Wenn etwas geschieht sollten Professionelle Helfer die Situation mit Kompetenz und Ruhe klären.
Ich möchte ganz klar sagen, das ich mich zu den Kindern bekenne. Bei drastischen Mißbrauch, verschlägt es mir die Sprache. Ich bin halt eine Kümmerin.


Einen Gutteil des Leid löst die erboste Gesellschaft also überhaupt erst selbst aus, weil sie sich dermaßen darüber echauffiert. Ich will damit sicherlich keinen Missbrauch schön- oder kleinreden, aber im Interesse der Opfer wäre weniger Aufhebens darum - zumindest in der öffentlichen Diskussion und ihren Folgen in den Medien - und weniger Betroffenheitslametta bei den Angehörigen oft besser für die weitere Entwicklung des missbrauchten Kindes. Erst wenn es in SEINEM Kopf zu einer großen und schlimmen Sache aufgeblasen wird, ergeben sich Traumata und Komplexe - und damit erst all das Folgeleid.

Ja eKy, da stimme ich dir zu, auch wenn ich mich aufrege Deswegen sind Fachleute so wichtig!

Früher verhielt es sich doch ähnlich mit vielen Dingen, die frühere Generationen der Rechtschaffenen "anwiderten": Untreue Ehepartner (in islamischen Ländern wird dafür immer noch hingerichtet - natürlich nur die Frau!), Sex vor der Hochzeit (ganz schlimm, siehe Faustens Gretchen!), Homosexualität (auch dafür gibt es immer noch die Todesstrafe in mehr Ländern, als einer aufgeklärten Menschheit lieb sein kann!) usw...

Wie gesagt, das soll nicht implizieren, auch Sex mit Kindern könnte irgendwann normaler Bestandteil der Gesellschaft sein - eben weil das Kind unmündig, unwissend und unerfahren ist und nicht weiß, worauf es sich einlässt. Es hat weder die geistige noch die emotionale Reife, noch das moralische Rüstzeug für die Verarbeitung solch eines Geschehens, und es muss zwangsläufig seelische Schäden davontragen - und die Täter wissen das auch, weil sie selbst Kinder waren, egal, wie sehr sie es verdrängen oder vor sich selbst ableugnen. Wer kein Soziopath ist, trifft eine klare und überlegte Gewissensentscheidung, wenn er sich anschickt, ein Kind zu verführen, weil der Trieb dazu in ihm stärker ist als Empathie und Vernunft. SEINE Tat ist verwerflich, nicht die des Kindes. Aber weil jeder beim Thema sofort angewidert das Gesicht verzieht und triefend vor Verachtung nach drakonischsten Folterstrafen für die Täter brüllt - auch vor seinen Kindern - wird es für die Opfer (die sich durchaus als Beteiligte zu den Mittätern zählen) ebenfalls zu einer moralischen Unerträglichkeit, und jeder "normale" gesellschaftliche Kontakt wird sie später daran erinnern, dass sie einst Teil solch einer "Widerlichkeit" waren und sich zutiefst schämen! Schlimmer noch: Jeder dann "erlaubte" Sex wird sie an ihre zu frühe Lust oder zumindest ihr Einvernehmen mit dem Missbraucher erinnern - und sie in unerträgliche Selbstverachtung stürzen!

Ja eKy, es nützen dem Kind keine Aufregung gegen den Täter, weil es eine Ungeheuerlichkeit zu spüren bekommt und es merkt es darin verwickelt. Die Gesellschaft ist empört, aber es nützt nicht dem Kind. Schlimmstenfalls kann es nicht mehr seine Sexualtät frei ausleben. Ganz in deinem Sinne.

Kurz gesagt: Würden wir als Gesellschaft nicht so heftig und angewidert reagieren, wäre das Leid der zu früh Verführten weit nicht so groß! Wäre die Brandmarkung nicht gar so gewaltig, die Opfer hätten es früher wie später leichter, über ihre Erlebnisse zu sprechen und die Täter anzuzeigen. Die Dunkelziffer und die Bereitschaft der Täter, das Risiko einzugehen, wären weit nicht so groß.

Deswegen ist eine Einmischung bei Auffälligkeiten so wichtig. Es wird verhindert, das neue Täter " geboren" werden. Wie schon erwähnt: an Fachleute.

Verhindern, ganz ausrotten wird man dieses Delikt niemals können. Aufklärung ist wichtig - aber diese ganze überkandidelte Betroffenheitsemotionalität, die das Thema zur Zeit auslöst, ist letztlich kontraproduktiv.

Ja, eKy das stimmt auch wenn mit mir die Pferde durchgehen würden, so würde ich sie zähmen und mir Hilfe holen

Nochmals und wohlgemerkt: Es geht um den gemeinen Wald- und Wiesenmissbrauch, meist interfamiliär, bei dem es nicht zu physischer Gewalt kommt, wo das Kind den Täter kennt und mag - oder sogar liebt, zuweilen auch hinterher! Schlimm genug!
Ich verstehe die Diffenzierung. Da ist es schwer rauszufinden was da los ist. Aber in der Ruhe liegt die Kraft. Schlimm genug! Ich kann mich da nur wiederholen, wenn soetwas zu Tage kommt, Famileinhifeeinrichtungen fragen, Bescheid sagen...

- Handelt es sich um Kindesentführung mit gewaltsamem Missbrauch oder Sexualmord - dann sind offenes Angewidertsein und ausgesprochene Verachtung durchaus angebracht!

Ganz mein Tenor! Da geht gar nichts bei mir! * Kotzsmiley*



Uff - so weit haben mich meine Gedanken wieder mal geführt - und mancher wird nicht damit einverstanden sein, und mancher wird es falsch interpretieren. Der Teppich, auf dem man bleiben soll, ist eben für jeden anders gewebt ...

Ja, das ist ein heißes Eisen, und gewiß ist da auch noch nicht alles ausgelotet.

Mein Fazit ist Einmischen ja, aber nur mit Fachkundiger Hilfe! Und mit Ruhe.


So oder so eben ein heikles Thema.

Manchmal bin ich ja wortkarg, und das in einem Gedichteforum. Aber dieses Thema liegt mir am Herzen. eKy dein Gedicht zeigt auf, ist nicht reisserisch. Es fordert zum Nachdenken auf.

Liebe Grüße sy

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