Thema: Fremdes Elend
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Alt 15.02.2017, 13:29   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Fremdes Elend

Sie ist ein Schlüsselkind mit großen Augen,
den Nachmittag, die Abende allein
jahrein, jahraus, und ihre Eltern taugen
als Eltern kaum und wollen es nicht sein.

Sie geht zum Onkel oft zwei Türen weiter,
der kümmert sich und hört ihr gerne zu!
Dort fühlt sie sich erwachsen und gescheiter,
willkommener im Leben immerzu.

Er sagt, er liebt sie und er zeigt ihr Sachen
und nimmt sie auf den Schoß und fasst sie an,
und sie genießt es und sie lässt ihn machen,
weil sie es besser nicht verstehen kann.

Er wird bald vierzig, doch sie ist erst sieben
und wertet nicht nach sittlichem Gebot.
Sie weiß noch nichts von unerhörten Trieben,
und seine Seele ist seit Jahren tot.

So kommt es, wie es kommt, und immer wieder
fragt einer dann: „Wie konnte es geschehn!?“,
und weiß es längst und schlägt die Augen nieder:
Wir wollen fremdes Elend übersehn!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (15.02.2017 um 21:01 Uhr)
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