Thema: Sonett
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Alt 18.08.2016, 19:23   #35
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Guten Abend zusammen,

mich dünkt die Diskussion hier auch langsam seltsam.

Auf allen Seiten wird hier aneinander vorbei geredet.

Inwiefern sollen hier irgendwelche Referenzen, Briefwechsel oder Interviews mit wem auch immer, dazu beitragen, wie dieser spezielle Text zu betrachten oder zu verstehen ist?

Das hat alles nichts mit diesem speziellen Text zu tun.

Ebenso ist es wenig hilfreich, einen imaginären "Freund" zu benennen und die Anwesenheit in diesem Forum als Experiment zu bezeichnen.

Wir sind doch hier keine Laborratten.

Und inwiefern hilft es bei der Diskussion weiter, die Regeln des Klassischen Sonetts rauf und runter zu beten, um die Frage zu klären, ob es sich hierbei um ein solches handelt?

Natürlich tut es das nicht. Das hat ja auch niemand behauptet.

Des weiteren frage ich mich, wieso der arme Rilke jetzt dafür herhalten soll, was er so alles verzapft und Sonett genannt hat?

Diese Texte stehen jetzt trotzdem da als Sonette, ob sie gefallen oder nicht.

Jeder Dichter kann sich nur eine eigene Messlatte legen und sich daran halten oder eben nicht, wenn er das für richtig hält.

Deshalb ist die Kunst verschieden, deshalb sind unsere Texte alle individuell und einzigartig.

Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob es sich bei vorliegendem Text um ein Sonett handelt oder nicht.

Der Autor kann es benennen wie er will, der Leser, Kommentator, Kritiker muss das jeweils für sich selbst entscheiden.

Deswegen wird es auch niemals in irgendeinem Diskussionsforum eine gemeinsame Linie für Textkritik geben.

Und das ist auch gut so, denn sonst bräuchten wir nämlich gar nicht mehr zu diskutieren, wir wären alle einer Meinung und würden dann nur noch alles zerpflücken und überprüfen, ob es auch nur ja den theoretischen Dogmen entspricht.

Das will ich nicht, dafür ist dieses Forum nicht gedacht.
Das Forum ist dafür gedacht, dass jeder, der möchte und sich registriert hat, seine Texte hier veröffentlichen und zur Diskussion stellen kann.
Es kann auch jeder seine Meinung zu den jeweiligen Veröffentlichungen auf angemessene Weise kundtun, dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden.

Nichts weiter habe auch ich hier gemacht, weil ich mich nämlich nicht irgendwie darauf geeinigt habe, dass der vorliegende Text eigentlich kein Sonett sei.

Das wurde bereits 28 Beiträge lang vor mir diskutiert, da war ich gar nicht involviert und dass ich eine andere Meinung darüber habe, sollte mir doch wohl zugestanden werden, zumal meine absolut nicht ausschlaggebende persönliche Meinung ja nun keinen Weltuntergang für die klassische Dichtung bedeutet, bin ich doch bei meinen Texten sehr bemüht, meine eigenen kleinen Dogmen einzuhalten.

Das Eiland erhebt auch nicht den Anspruch, ein Eliteforum zu sein. Dann könnten wir den Laden nämlich dicht machen, denn wir würden vielen Menschen den Spaß und die Freude an der Dichtung nehmen.

Ich frage mich auch, was die Klassische Dichtung mit anderen Formen zu tun haben soll?
Wer sie erhalten möchte, der möge das tun, ich tendiere auch in diese Richtung.
Ich kann auch nicht erkennen, wieso Toleranz in dieser Hinsicht verwässern, verwischen oder alles auslöschen sollte?

Diese Tendenzen kann ich beim besten Willen nicht erkennen, doch der Zeitgeist wird nicht Halt machen, weil nichts statisch und somit alles ewigen Veränderungen unterworfen ist.

Die Frage ist doch, was bleiben wird.

Der hier vorliegende und diskutierte Text wird das ganz bestimmt nicht, nicht mal als Ausnahme.

Und wenn ich ihn als Sonett bezeichnet habe, dann ist darin noch lange keine Wertung enthalten gewesen, denn für ein besonders gutes Sonett halte ich das meiner Meinung nach nicht, was zum einen mit der von mir schon angesprochenen fehlenden sprachlichen Eleganz zusammenhängt und zum anderen durch die nur scheinbare Tiefe des Themas, der durch das oberflächliche und relativ einfache Fazit der Boden entzogen wird, noch verstärkt wird.
Hier wird auch nichts Neues transportiert und letztendlich bleibt nur als Fazit: "Die Hoffnung stirbt nie".
Aus der Idee hätte viel mehr entwickelt werden können, wenn nicht letztendlich nur die altbekannten Allegemeinplätze bedient worden wären.
Somit bleibt auch die "Blumen-Metapher" ziemlich wirkungslos.

Dieser Text bleibt also meines Erachtens sowohl dionysisch wie auch apollinisch weit hinter den lyrischen Möglichkeiten, weil eine Stimmung nicht so recht aufkommen will.



Und ganz zum Schluss:

Ich habe hier niemanden kritisiert, der eine andere Meinung zum Thema hat, sondern lediglich meine persönliche Meinung zum Text dargelegt und zu begründen versucht, warum es sich meinem Dafürhalten nach im weitesten Sinne durchaus um ein Sonett handelt.
Dieses Recht steht mir genau so zu, wie allen anderen Diskutanten, zumal ich niemanden persönlich angegriffen habe, sondern lediglich eine andere Betrachtungsweise darlegte.

Das kann man akzeptieren oder auch nicht. Aber so ist es nun mal.


Liebe Grüße

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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