Thema: Nachtgebet
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 26.09.2019, 18:45   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi larin!

wie schön, dass du wieder schreibst! Ich freue mich, dich wieder kommentieren zu dürfen!

S1Z4 - Das "hier" erscheint mir etwas metrikfüllend platziert und als diffuse Ortsangabe etwas sinnlos: "hier" in der Welt? "hier" an einem speziellen Ort? "hier" im oder ums LyrIch? "hier" in der Nacht selbst?
Ich würde es durch "quer" ersetzen, das würde besser ins lyrische Bild passen.

S2Z2 - "zieht sich" möchte eigentlich einen betonten Auftakt. Man kann es zwar auch unbetont lesen, aber es ist etwas unnatürlich, wirkt sprachlich etwas unbeholfen.
Variante:
"Aus allem Wirken, Wollen, Werden
erwächst dein Strom aus Energie,"

S3Z4 - Das erneute "und" am Zeilenbeginn würde ich durch "Du" ersetzen, mit Doppelpunkt am Ende der Vorzeile.
Das "du" ist dann zwar auch doppelt mit der Vorzeile, aber das erscheint mir weniger auffällig als das doppelte "und" am Zeilenbeginn.


Inhalt:

Ich fühle mich angenehm an Eichendorff erinnert, wenn ihm ist, als flöge seine Seele nach Haus.

Die Nacht - eigentlich nur ein vorübergehendes Lichtdefizit aufgrund der Erddrehung, erscheint sie dem Menschen doch immer wieder als geheimnisvolles Mysterium, weil gerade die Abwesenheit von Sichtbarem der Fantasie erlaubt, die Dunkelheit mit allem zu füllen, was die Seele bewegt.

In deinem Fall ist der Mangel an Außenreizen eine Einladung zu magischem Denken, oder zur Leerung des Geistes, bis die äußere Leere sich im Inneren des Betrachters spiegelt und er eins wird mit der Nacht - eine meditative Leistung.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten