Thema: Wunderblick
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Alt 10.03.2016, 18:27   #7
anamolie
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Hi Erich!

Mal eine Revanche... hab nach recht aktuellen Sonetten aus deiner Feder gesucht,
von der Gemälde-Herde ins Vereinzelte getrennt, damit Kommentieren geht.
Dieses hier wirds also werden.
Es ist allerdings so, dass das Sonett bis auf drei vier kleine Fehlerchen,
schon relativ traumhaft gemacht ist. Ich weiss ja, bzw, es ist allzu offensichtlich,
dass du schon ein Meister des Sonetts bist, unbestritten, unzweifelhaft,
jenseits jedweder Debatte, bzw, WEIT jenseits davon.

Zitat:
O du weit jenseitiger Non-Debattant,
ich huldige dir,
gezeichnet: Der Ignorant.

Du schreibst äusserst eloquent, geradlinig, korrekt, und dennoch fliessend
und träumerisch, treffende und treffliche Sonett-Konstrukte, wie man sicherlich
viele Dutzend Mal bewundern kann. Und in deiner Gedicht-Verbesserungs-Kritik
bist du äusserst... penetrant. Gewähre ich also deinem Sonettenglanz, Rache-Penetranz.



In Sonnenglut, gewahr die großen Stunden,
falsche Grammatik, zumindest würdest du das MIR nicht durchgehen lassen, sowas darfst ja nur du
als sich das Land dem Schauenden verspricht
wie eine Schönheit, die ins wahre Licht
und gleich der Schönheit, "wie eine Schönheit" super plump
geblinzelt hat und dann zu sich gefunden,

entbietest du, dem Ewigen verbunden
für ein paar Augenblicke von Gewicht,
für betont, Trochäus, dann Senkungsprall, andere Formulierung bitte
dem Erdenkreise deinen Gruß, und nicht
Bewältigtem erahnst du dich entwunden.
noch geschwurbelter, und es ist ein Hefezopf

Sind dies die Kostbarkeiten eines Lebens,
da sich die Wunder alle neu erklären
für die Momente, die das Staunen währt?
wovon redet der Dichter? gab er einem senilen Alzheimer-Patienten einen bunten Lolly???

Aus solchen Gnadenbildern des Enthebens
gerinnt Erinnerung, denn sie gewähren
uns einzig diese, selig und verklärt.



Es ist ein Traumbildnis, ja, aber diesen romantischen Schmelz kaufe ich
dem Dichter nicht ab. Das verzweifelte Destillat eines Desillusionierten,
der dennoch noch träumen will mE.

Zitat:
O seltsam Traum, entwirre der Gestade
Netze, und webe neue Gnade,
dem tödlichen Gesetze!

Derart. Es ist ein schönes, träumerisches Sonett, das das Wunder des
Augenblicks, wortwörtlich, zu erheischen sucht, die Schokolade phlegmatischer Zeit,
den Lichtblick im Meer des Schattens. Insofern, dem Einhorn auf der Lichtung gleich,
achtsam und hoffend.
Natürlich ist der "erste Fehler" in Zeile 1 gar keiner. Es wurmt mich nur,
dass der Urheber des Sonetts, MIR so etwas sehr wohl ankreiden würde.
- und auch allen Anderen, nur sich selbst nicht.
Sind gehobene grammatikalische Formulierungen ihm alleine vorbehalten?

"für die Momente" ist tatsächlich xXxXx
aber "für ein paar" xe ich eher XxX oder sogar xxX,
das "ein" zu betonen ist mE schlicht unmöglich.

Du siehst, drei vier Fehlerchen konnte ich auch finden!

Dennoch, ist ein solide gemachtes, träumerisches, idealistisches... Pro-Vital-Sonett.

Manchmal etwas zu gewollt, geschwurbelt, ein paar Fehlerchen drin allerdings.
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