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Alt 08.02.2017, 11:02   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard An der Kreuzwegkapelle

Ein schmales Giebeldach mit übermoosten Schindeln,
granitnes Mauerwerk mit grob verputzten Ritzen,
gebohrte Löcher, drin die Gitterenden sitzen,
dahinter Glas und Räume, die von Tiefe schwindeln:

Ein flaches Schnitzwerk, das in vielgeübten Händen
zum Leidensbild sich fügte, das vom Heiland kündet
und immer feiertags in fromme Herzen mündet,
gerahmt von ausgewitterten und feuchten Wänden

und beiderseits bewacht von den Kastanienbäumen,
die groß und ungerührt die Betstatt überbreiten,
als wüssten sie Geschichten aus den alten Zeiten
von wahren Paradiesen, davon Menschen träumen.

Von hinten kriecht der schwarze Schimmel in die Szene
und macht sie sterblich und im Zeitenlauf vergehend.
Ein Wind kommt auf, und mit den letzten Blättern wehend
entsickert der Moment, dass er sich ewig dehne.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (08.02.2017 um 22:39 Uhr)
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