Thema: Der Ausflug
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Alt 31.10.2009, 09:03   #9
Pedro
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 31.10.2009
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Morgen Chavali,

bin erst heute in diesem Forum angekommen, beschäftige mich seit Jahren mit Kurzgeschichten und fand schließlich die deinige.

Eine alte Frau sitzt an einem See und lässt die Umgebung auf sich einwirken. Deine bildhafte Beschreibung des Stimmungsbildes hat mir gefallen.
Die Gedankengänge der Frau kann ich im Wesentlichen nachvollziehen.

Aber:

Zitat:
denke ich und kann nicht mal sagen, warum ich das denke.
- würde eine alte Frau, wahrscheinlich hat sie Alzheimer, das denken ?

Zitat:
Bei Amseln ist das besonders deutlich.
Das Männchen hat glattes glänzend schwarzes Gefieder und einen auffälligen gelben Schnabel.
Was hat das Weibchen? Nichts Attraktives, äußerlich. Grau, kleiner und der Schnabel unwichtig als Farbe.
Leben Amseln auch als Paar ein Leben lang zusammen wie die Enten, frage ich mich...
- sie sieht im Augenblick keine Amseln, dieser Einschub stört mich ein wenig, klingt wie aus einem Biologiebuch.

Zitat:
Ich ritze mit meinem Stock ein paar Furchen in die Fläche vor der Bank.
Es geht schwer, denn der Boden ist festgetreten und staubtrocken.
- jetzt sehe ich wieder die alte Frau in ihrer Einsamkeit vor mir, kann mitfühlen.

Im zweiten Teil deines Textes wurde mir dann klar, dass die Protagonisten aus einem Heim entwichen ist.
Sie ahnt, dass sie die Frau (Altenpflegerin oder Krankenschwester) schon einmal gesehen hat, auch das Auto erscheint ihr bekannt, an ihren Namen erinnert sie sich nicht.
Das entspricht der Realität. Ich kannte einen Mann, der täglich seine Frau in einem Altersheim besuchte, sie erkannte ihn nicht mehr.

Was in Heimen, was alten, hilflosen Menschen passiert, ist unglaublich. Ich habe mich damit beschäftigt und die Praxis gesehen.
Deine Geschichte käme auch ohne Brutalitäten aus. (Mit dem Stock schlagen, in einem dunklen Raum an ein Bett binden)
So offensichtlich wird im Allgemeinen nicht vorgegangen.

Zitat:
Was mache ich hier? Ich weiß es nicht.
- der Schluss gefällt mir auch sehr, zeigt ohne auf Tränendrüsen zu drücken den verzweifelten Hilfeschrei der alten Frau, den niemand hört.

Deine Geschichte hat mich getroffen.

Gruß

Pedro
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