Thema: Lustsklave
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Alt 11.01.2017, 11:08   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sy!

Vielen Dank für deine einfühlsamen Worte! Sie bringen die Problematik augenscheinlich auf den Punkt!
Wer so schwach ist, dass er mit gesellschaftlichen Normen winken muss, um sich sicher zu fühlen, sollte darüber nachdenken, ehe er sich im Brustton moralischer Rechtschaffenheit über Sittenverfall und Perversion ereifert - mit genau solchen Argumenten gehen alle geistig Unbeweglichen hausieren, die so gern davon überzeugt sind, dass es auch nur 5 Millimeter links und rechts von ihrer gelernten Rollenzuweisung nichts anderes geben darf, was nicht sofort die Gesellschaft destabilisieren und zum Untergang der Kultur führen würde!
Was für ein Schwachfug!
Was immer eine Kultur als Richtlinie für ihr moralisches Statut heranzieht, ist nicht allein Tradition und Überlieferung oder Regeln aus heiligen Büchern - sondern immer auch freie Entscheidung zu Neuüberdenken und Reform!
Es dauert nur eben leider manchmal Jahrhunderte, ehe die bessere Überlegung in die konservativen Betonköpfe der "Unverrückbaren" sickert!

Ich habe dank meiner kaum indoktrinierenden Erziehung und meiner toleranten Geisteshaltung kein Problem, mich mit einem Schwulen anzufreunden oder mich öffentlich mit einer Transe zu einem Kaffee zu setzen, und wenn mein bester Freund mir plötzlich erzählte, dass er regelmäßig zur Domina geht und drauf steht, Zehen zu lutschen - was soll's!
Man kann über Sexualität sprechen oder nicht, aber sie ist letztlich jedermanns Privatsache, solange niemand gegen seinen Willen zu etwas genötigt wird und die Schutzaltersgrenzen eingehalten werden!
Jemanden als Mensch und Gesellschaftsperson nach seinen sexuellen Vorlieben zu be- oder verurteilen, fiele mir im Traum nicht ein!

Natürlich gibt es Formen der Erotik, die einen fast zwangsweise anwidern (bei mir wären das Sex mit Tieren und Nekrophilie) - aber zumindest der, der sie praktiziert, scheint da anderer Meinung zu sein, also warum leite ich aus meiner persönlichen Ablehnung solcher Praktiken das Recht ab, die ganze Person zu verwerfen? Solang der Betreffende die allgemeinen Regeln der Hygiene beachtet und sich ordentlich wäscht und desinfiziert, ehe er mir die Hand schüttelt, werde ich es tun. Natürlich werde ich Vorbehalte haben, was eine innige Freundschaft betrifft, aber ich werde so höflich sein, sie nicht offen zu zeigen.

Niemand sucht sich seine sexuelle Ausrichtung aus - sie passiert einem einfach, und man hat keine Wahl als irgendwie damit zu leben. Wer das Glück hatte, mit seiner Prägung im gesellschaftlich anerkannten Rahmen zu bleiben, vergisst diesen Umstand allzu gerne und behandelt die Unangepassten dann so, als hätten sie ihren Zustand freiwillig gewählt!
Aber eigentlich sollte es in einer wahrhaft toleranten Gesellschaft eben gar keine Rolle spielen, was im Bett eine Rolle spielt! Abgesehen vom Argument fleißiger Fortpflanzung gibt es keinerlei Berechtigung, andere Formen der Sexualität als minderwertig oder gar krankhaft anzusehen - und mal ehrlich, die paar Prozent Homosexuelle oder kinderlos bleibende Lederbordellgeher machen in der Geburtenstatistik keinen Unterschied, denn ihr Bevölkerungsanteil hat sich seit Jahrhunderten kaum verändert, und früher gab es durchaus genug Geburten - da liegt das Problem einzig darin, dass die ach so braven Heteros sich schlichtweg weigern, noch genug Kinder zu bekommen!

Nun, unsere Moral war eben auch immer schon eine Scheinmoral - wir predigen Toleranz, aber wenn die eigene Tochter uns erklärt, dass sie lesbisch sei oder der eigene Sohn uns beichtet, dass er auf Kerle steht, kriegen wir immer noch die Krise und denken: "Warum ich!? Was hab ich falsch gemacht?" - Sicher nicht alle, aber leider noch immer viel zu viele!

Man hat nichts falsch gemacht - es wird bloß immer noch falsch gedacht!

LG, eKy
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