Thema: Ganz leise
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Alt 10.11.2009, 11:47   #7
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
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Liebe Larin, da ist dir eine Perle geglückt, ich bin begeistert. Habe aber noch kleine Anmerkungen:
Zitat:
Ganz leise neigen sich die Stunden
des Tages dämmernd hin zur Nacht.
Das Jahr geht in die letzten Runden,
vielleicht von einem Stern bewacht.
Hier stört mich das "vielleicht" sprachlich. Ich würde "einsam von einem Stern bewacht." schreiben, auch wenn die Zeile nicht mehr auftaktig ist.
Zitat:
Ganz leise welken letzte Blätter
braungelb und traurig dort am Strauch.
Im grau verhangen Nebelwetter
verblühn nun Friedhofsblumen auch.
Hier hast du wohl ein "n" zu wenig. Muss es nicht "Im grau verhangnen Nebelwetter" heißen?
Zitat:
Verlassen wirds. In dunklen Wäldern
schweigt Vogelsang für lange Zeit,
und über leergefegten Feldern
pfeift nur der Wind sein Lied, wenns schneit.
Das "Verlassen wirds." hängt so in der Luft, es ist auch unklar, wer oder was verlaasen wird. Ich würde schreiben. "Verlassen in den dunklen Wäldern".
Zitat:
In Stille ruht, der Nacht ergeben,
Verlangen, Aufruhr, Lärm und Steit.
Doch wohin ging mein eignes Leben,
ganz leise, leise, mit der Zeit?
Da du in der zweiten Zeile schon eine Aufzählung hast, wirkt für mich die erste sehr abgehackt. Ich würde schreiben."Nun ruht, der stillen Nacht ergeben,"

Ich habe mich sehr gern mit deinem hervorragenden Gedicht beschäftigt.
Gruß Archimedes ...der mit dem Tages/Jahreskreis

Gekräuselt leicht, auf weiter Fläche
der See sich spiegelt, gold vom Schein
der Wolken, die des Tages Schwäche
glutrot verkünden überm Hain.

Der Wald mit buntgescheckter Au,
bedeckt durch herbstlich fallend Pracht,
sich langsam bettet nun in Grau,
wohl wissend, dass bald kommt die Nacht.

Ein Sternlein lugt schon keck hervor,
es gibt uns Kunde von der Zeit.
Bald leuchtet es im Himmelschor,
wenn’s dunkelt, zur Vergänglichkeit.
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gestörte Kreise
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