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Alt 07.06.2017, 10:19   #4
Kokochanel
Gast
 
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Ich habe nun schon etwas länger über dein Gedicht nachgedacht, lieber Erich.
Ich bin kein Fan von Rap, musste es aber häufig hören, als mein Stiefsohn zu uns kam.
Zunächst einmal das Musikalische. Es ist weniger ein melodisches Lied, als ein Sprechgesang, das ist wohl Geschmacksache. Meins ist es nicht, aber auch harte Rockmusik ist für mich nur "Lärm."
Dennoch war im Gegensatz zu bekifften Rockmusikern, die in den Siebzigern ihre fettige lange Mähne durch die Gegend schleuderten, als hätten sie ein Rad ab (auch eine reine Pose im Übrigen) der Rap von Anfang so angelegt.
Hervorgehend aus den Trommelgesängen der Afro-Amerikaner, sollte Protest kundgetan werden. Es sollten soziale Mißstände angeprangert werden und diese Kultur hat sich bis heute erhalten.
Ob der Protest heutzutage berechtigt ist oder es sich bei der heutigen europäischen Rap-Jugend mehr um eine bewusst gewählte "Opferrolle" aus der nicht gelungenen Migration heraus handelt, bleibt dahingestellt.
Eine Pose, die mit dem zu diesem Kulturkreis gehörigen Machogehabe ausgeführt wird, wie du richtig beschreibst. Wodurch die eigentliche ursprüngiche Intention in den Hintergrund tritt und sich eigentlich selbst karikiert.

Dies wird den Jugendlichen aber nicht bewusst sein. Sie fühlen vermutlich das, was sie singen und darüber müssten sich Integrationsbeauftragte einmal Gedanken machen.

Letzendlich geht es dir ja in dem Werk um genau das:
Kann man den, der da "singt" und auftritt, mit dem identifizieren, was er anprangert?

Öffentlich auftreten ist immer auch Show, Enertainment, man bedient ein Publikum. NIchts anderes taten die Rockmusiker. Und wenn ich heute Menschen mit 50 oder 60 auf Rockkonzerte der Altstars gehen sehe, wie sie sich in ihrer Vergangenheit "verlieren" und sie theatralisch hervorheben, dann kann ich mir auch nur an den Kopf greifen.

Wenn man das alles mal abzieht und das, was ich vorher geschrieben habe, kann man es lockerer sehen, denke ich.
Jedenfalls ist es mir lieber sie singen als wenn sie Messerfuchtelnd und wütend durch die Innenstädte ziehen würden.
Es ist doch nur Protest, der aber , wie ich oben schn schrieb, viel an Glaubwürdigkeit durch die neuzeitliche Pose verliert.

Gern drüber nachgedacht mit lG von Koko
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