Thema: Elisabeth
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Alt 15.01.2021, 06:51   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Elisabeth

Elisabeth

Lächelnd reichte sie die Blüte
zum Willkommen jedem Gast
und in grenzenloser Güte
wurde ihr kein Dienst zur Last.
Kranke fanden Trost und Heilung,
Arme Brot und Unterkunft,
selbst die eitle Übereilung
und die blinde Unvernunft
heilte sie mit sanftem Schweigen,
und mit liebevoller Huld
teilte sie was ihr zu eigen,
übte sie sich in Geduld.

Kriege, Hunger und Verbrechen
schwächten ihren Glauben nicht,
denn ein himmlisches Versprechen
und die selbstgewählte Pflicht,
lenken ihres Herzens Schlagen
stets der Not des Nächsten zu,
half ihm schweres Los zu tragen
und verwandelte im Nu
Kümmernis und bittre Sorgen
in ein hoffnungsvolles "Kann",
und ein lebenswertes Morgen
spendete sie jedermann.

Als die Kräfte schließlich schwanden
merkte keiner was geschah,
alle, die sie kannten, fanden,
sie war stets wie immer da,
andre Menschen zu bestärken.
Keiner merkte, der sie kannte,
dass in ihren guten Werken
sie wie eine Kerze brannte,
deren Glut sich selbst verzehrte.
Kein Verständiger verstand:
Es war nichts, was sie entbehrte,
nur der Docht war ausgebrannt.
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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