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Alt 25.02.2018, 11:10   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Die Macht der Gewohnheit

Als sei unendlich Zeit, einander zu umfangen,
vergeuden wir die Stunden jedes trauten Glückes,
als fassten im Verstreichen eines Augenblickes
wir irgendwann zusammen, was den Wangen,
die immer kühler das Verschwiegene beschwören,
vertrauter wäre, wenn wir uns nicht so verlören
in stumpfen Alltags Eitelkeiten und Belangen.

Als sei unendlich Zeit, einander zu erfahren,
entsagen wir den Zärtlichkeiten, die uns binden,
als könnten fernen Tags wir noch Erfüllung finden,
entrückt dem Weltenkreise und gebeugt von Jahren,
als wüssten wir, was sie an Seligem noch fassen,
in sich verschweigende Entsagung zu entlassen,
darum sich Glücksmomente wie Verfemte scharen.

Als sei unendlich Zeit, einander zu erheben,
verschwenden wir die Augenblicke, welche gelten,
als wären sie nicht einzigartig und nicht selten
in kaum mehr aufgetanen und berührten Leben,
und gehen hin, in Unbedeutenheit befangen,
und fühlen so, als hätten wir uns nie empfangen,
als Liebe noch zu wachsen wusste und zu geben.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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