Thema: Scharade
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Alt 22.01.2012, 19:38   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Lieber Faldi,

deine Scharade ist ein Sog. Der Leser taucht in einen phantastischen Bilderstrudel, wie man ihn farbenfroher und prächtiger nicht gestalten kann.
Anfang, Ende und Neubeginn der Welten kreisen in Dimensionen, Gedanken und Gefühlen. Mit Welten meine ich die realen in der Unendlichkeit und die vielen eigenen in unserem Innern.

Dein Gedicht habe ich mehrfach gelesen und jedes Mal vor Begeisterung tief durchatmen müssen.

Doch ist dir noch mehr gelungen:

Die Bedeutung und Deutung des Narren.
Gegooglet erkennt man die ständig wandelbare Betrachtung. Man nahm sich seiner als Besitz an zur Unterhaltung und wertete ab, sobald er, der Narr, etwas sagte oder spielte, was nicht der ihm auferlegten Hofierung entsprach.
Ging es um Wahrheit, die er ironisch und treffsicher gegen den Hof vorbrachte, verlor er seinen "Posten" durch eben solche Possen. Wendete er die Ironie auf Feinde des Herren an, ging es ihm gut - welch eine Ironie in Ironie.

Der Narr, der Bajazzo, der Clown sind aber auch Figuren, die sich eine wertvolle Kindlichkeit erhalten haben, die Erwachsene schnell und unklug ablegen.

Einzig aus diesem Grunde kommt er bei den "Großen" nicht mehr so an, wie er es sollte. Sie wähnen sich erhaben in Stumpfheit und Sturheit, verlieren Leichtigkeit, Gelassenheit, Fröhlichkeit und Unvoreingenommenheit. Bemänteln sich mit Arroganz, Eitelkeit und Ignoranz.

Du hast den Narren anders ins Spiel eingebracht. Er taucht erst nach der Nacht, nach den Dämonen, nach Dimensionen auf - schön, unbedarft und zu einem Neubeginn einladendend - wie es nur ein Kind kann.
Er erschafft ein Land, Pferde und zwei Gestalten. Für mich stehen die zwei Gestalten für eine neue, ersehnte Menschschaffung, die nicht real gemeint ist. Die Menschen sind da und sollen es bleiben. Sie sollen sich nur erinnern. Erinnern, was in ihnen tief verborgen ist:

Zitat:
Zitat von Falderwald
Die Flammenwächter beugten sich ganz tief,
der Weg war frei zu meines Wesens Innern,
doch alles zog vorüber, weil ich schlief.

Und ich, ich konnte mich an nichts erinnern.
Darin ist alles verborgen und darum ruhen still zwei Tränen in der Hand.

Mir ist, als dürften sie nun getrocknet werden.

Gern vertieft und abgetaucht - gern zum Narren gesellt.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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