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Alt 11.11.2009, 17:50   #1
Corazon
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Registriert seit: 05.11.2009
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Standard So spielt das Leben - so is' es eben

Ich erinnere mich noch oft an die erste Beziehung, die ich zu einer Frau
hatte. Als Teenager dachte ich noch, meine Hingezogenheit zu Frauen, das
wäre nur so eine temporäre Verirrung der Gefühle. Obwohl dieses Kuscheln
mit meiner Cousine, als sie bei uns zu Besuch war, schon deutlich
sexuell geprägt war.
Aber ich schweife ab. Ja, ich lernte eine nette Frau kennen, ich war so
neunzehn, zwanzig. Dass sie zehn Jahre älter war störte mich nicht. Sie
arbeitete nicht, da sie ein Baby hatte. Ich fragte nie, woher und wie,
ich dachte, wenn sie will, wird sie es mir irgendwann erzählen.
Wir kannten uns vier Wochen, ich war bemüht, sie nicht zu verlieren, ich
tat alles für sie, nicht nur in sexueller Hinsicht, ich bezahlte im
Restaurant oder das Benzin, wenn wir was unternahmen.
Wieder einmal hatte ich bei ihr übernachtet, wir sassen in der Küche und
frühstückten. Ihr Kind schlief noch, sie hatte so ein Babyphone, wo sie
hören konnte, wenn der Kleine aufwachte.
Dann klingelte das Telefon. Sie telefonierte nie vor mir. Sie nahm das
Telefon und ging ins Kinderzimmer. Das war am weitesten weg. Dummerweise
vergass sie, das Babyphone auszuschalten und ich hörte sie reden. Nur
einzelne Sätze:
"Ich hab mir so ne kleine Schlampe gesucht, mit der vertreib ich mir die
Zeit"
"Nee, hübsch ist sie nicht, so ne kackbraune"
"Ja klar, im Bett ist sie gut, sonst hätte ich sie doch längst in den
Wind geschossen"
"Ach die ist naiv, die denkt an Liebe"
"Wann kommst du denn wieder?"
"Sie wirds schon verkraften, was bleibt ihr übrig?"
Während ich so zuhörte schloss ich die Küchentür ab und prüfte mal, ob
man mit einer gusseisernen Pfanne ein Cerankochfeld zerschlgen kann. Es
geht. Das zersplittert so interessant, alle Teile hängen wie mit einem
Netz noch zusammen, egal wie zersplittert sie sind.
Die Glasscheibe in der Backofentür war erstaunlich robust. Erst als ich
die Microwelle dagegen schlug. zerbrach sie.
Für die Microwelle bedeutete das auch das Aus, sie bestand nun aus zwei
Teilen, Tür und Gehäuse.
Ein Fenster mit Doppelverglasung, ja von wegen wie im Film, dass das
sofort zerbricht, wenn man was dagegenwirft. Mit Tellern und Gläsern
hatte ich keinen durchschlagenden Erfolg. Erst eine Vase aus
Bleikristall brachte das gewünschte Ergebnis..
Ich ignorierte das Geplärre vor der verschlossenen Tür mit der
immerwiederkehrenden Drohung, die Polizei zu rufen. Statt dessen widmete
ich mich den Glaseinsätzen der Hochschränke. Billiges Material. Die
Kaffetassen reichten, um hier gezackte Öffnungen zu erzeugen. Überhaupt,
wenn man so eine Tür eines Hochschrankes über den Anschlag hinaus - mit
ein wenig Nachdruck - öffnet, bricht sie doch tatsächlich raus...mitsamt
Scharnieren.
Ich wollte mich gerade dem Geschirrspüler widmen, da brach die Polizei
die Küchentür auf. Sicher, war ja nur ein ganz einfaches Schloss.
Ich musste wieder staunen, wie zierlich ich doch bin. Ich habe so
schmale Handgelenke, dass die Polizisten sich Sorgen machten,
die Handschellen liessen sich womöglichauch in ihrer engsten
Position abstreifen. Also bekam ich so eine Art Kabel um die
Handgelenke, das ganz eng war. Was es alles gibt...
Ich denke so ein Babyphone ist eine tolle Sache. Natürlich sollte man
darauf achten, es nicht in eher unpassenden Momenten eingeschaltet zu
lassen. Meine Freundin, ja jetzt muss ich wohl leider sagen Ex-Freundin, wird
sicher künftig daran denken.
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