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Alt 03.06.2016, 18:02   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Charis!

Keine Frage, die wirklich Harten gibt es - Psychopathen (die verfolgen nur ihre eigene Befriedigung, andere sind für sie nur entbehrliches Werkzeug zu deren Erfüllung), Soziopathen (die empfinden nichts für andere Wesen), Sadisten (die empfinden Freude daran, andere zu unterwerfen, zu quälen und zu manipulieren), einfach nur Menschen, bei denen das Böse überwiegt oder die sich dafür entschieden haben, warum auch immer (die von allem bisher Aufgezähltem etwas haben, mal hiervon mehr, mal davon ...).

Was du meinst, ist wahrscheinlich die Schuldfrage: Werden die Harten alle "gemacht" oder gibt es sie einfach?
Sowohl als auch - möchte ich intuitiv sagen.
Manche werden mit dem Hang zur Grausamkeit geboren, und ihre Erziehung kann ihren Charakter verstärken oder abmildern, je nachdem.
Manche grundsätzlich guten Geister werden durch die Umstände ihres Lebens hart und grausam, davon manche ganz bewusst, die meisten aber wohl eher, ohne es zu merken. Alle Facetten sind möglich.
Wie schuldig ist nun einer, der mal gut war, nun böse ist ohne es zu merken - oder auch nur anderen gegenüber gleichgültig und empfindungslos - oder zumindest von seinen "Opfern" als gemein empfunden wird - der andere Gute verletzt und bei ihnen womöglich die gleiche Entwicklung auslöst?

Der Vater, der seinen Sohn schlägt und seinen Willen bricht, weil er denkt, das "sei zu seinem Besten", weil sein eigener Vater es mit ihm auch schon so gemacht hatte?
Der Lehrer, der seine Schüler demütigt und verachtet, weil ihn die Jahre der Abnutzung an der menschlichen Unreife zum Spötter und Zyniker gemacht haben?
Der Prediger, der die Naiven und Bedürftigen rekrutiert, aufhetzt und instrumentalisiert, um im Namen seines einzig wahren Gottes zu morden, weil sein eigenes Leben ihn inbrünstig davon überzeugt hat, damit das Richtige zu tun?
Der Diktator, der sein Volk "säubert" und unter eiserner Knute hält, weil er sich ganz einer wahnhaften Idee des größeren Ganzen zum Wohle Aller verschrieben hat?

Der Beispiele sind Unzählige, ob man es nun im Kleinen oder Großen betrachtet - was ist noch "normal", was schon "wahnsinnig"? Auch hier kein einheitliches Bild - je nachdem, wer es sich malt ...

Schon wir selbst sind uns oft genug ein Rätsel, überraschen uns noch nach Jahren immer wieder, erweitern und erforschen uns selbst bis ans Lebensende! Wie erst im großen Miteinander:
Gesellschaft, Zivilisation, Kultur usw. sind ein dermaßen komplexer Vorgang, bei dem so viele Interessen wie Rädchen ineinandergreifen, einander bedingen, voneinander abhängen, so viele mögliche Wege einschlagen können, dass wohl keiner da wirklich den Überblick, geschweige denn die Kontrolle haben kann!
Wir können nur mitspielen, Gesetze und moralische Paradigmen befolgen oder formen und hoffen, damit bei den "Guten" zu sein, auch später noch, wenn ferne Generationen mit dem Abstand der Geschichte dereinst darüber urteilen werden ...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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