Thema: September
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Alt 12.04.2012, 20:02   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus fee,

ein Rondeau ist das also, ein Rundgesang?

Zu den äußeren Kriterien dieser Gedichtform kann ich nicht viel sagen, du wirst schon wissen, was du gemacht hast.
Mir ist aufgefallen, daß die erste Zeile des Gedichtes jeweils am Ende der zweiten und der dritten Strophe wiederholt wird. Daraus schließe ich ein Merkmal, welches für das Rondeau charakteristisch ist.
Des weiteren finden sich nur zwei Reime, und zwar "ust" und "ochen".

Dann schauen wir uns den septemberlichen Rückblick auf den August doch einmal an:

Bett ich mein Haupt auf deine Brust
nach Satz und Sieg im Spiel der Lust,
hör ich den Herzschlag pochen.
So vor der Welt verkrochen,
finden mich Hektik nicht und Frust.


Sehr gut gefällt mir das Bild "nach Satz und Sieg im Spiel der Lust".
Ja, nach so einem zärtlichen und erfüllenden Erlebnis sich so richtig geborgen und erschöpft auf die Brust der / des Geliebten (bei mir lieber "der" ) sinken zu lassen, ist eine schöne Vorstellung.
Und wenn das Herz dann noch so schön wummert, kann man die Welt schon mal gerne vergessen.

-Allerdings habe ich zu der Strophe zwei "Meckerer".

Fangen wir hinten an: "finden" Xx

So kannst du Zeile nicht anfangen, denn der Text ist jambisch geschrieben. "Finden" kannst du nicht auf der zweiten Silbe betonen. (Vorschlag siehe unten)

"Bett ich" geht zwar, klingt aber gar nicht schön und im Hinblick auf die letzte Strophe und die Endaussage wäre ein Rollentausch angebracht.
Allerdings bedarf dieses dann zwei Änderungen und einer in Strophe 2, dazu aber später. (Vorschläge s. u.).
(Anmerkung: Ich vertrete nicht die Meinung, daß eine Zeile nicht mit "und" begonnen werden darf. Irgendjemand hat mal den Blödsinn von schlechtem Stil diesbezüglich in die Welt gesetzt. Wenn man nämlich die klassische Lyrik betrachtet, so ist das ein oft verwendeter und auch gezielt eingesetzter Terminus an Zeilenanfängen.)

Du sagst, du hast es gleich gewusst;
wir schmecken gleich. Hab ich bewusst
dich nicht genug gerochen,
bett ich mein Haupt auf deine Brust.

Man sieht in dieser Strophe, daß trotz "Spiel, Satz und Sieg" das Lyrische Ich noch nicht genug hat und diesmal zum Zwecke des Nachspiels der Sinne erneut seinen Kopf auf die Brust der / des Geliebten bettet.
(Ich habe auch hier ein paar Veränderungen vorgenommen, s. u.)

Uns ist egal, worauf es fußt,
dass wir uns lieben. Im August
lag Heuduft über Wochen
die uns allein versprochen.
Hätt ich auch längst schon fortgemusst,
bett ich mein Haupt auf deine Brust.


Das LI und LD fragen nicht nach einer Begründung oder Bestimmung, sondern genießen ganz unbeschwert ihre Liebe.
Da der August als Sommermitte auch der Urlaubsmonat ist, könnte man vielleicht davon ausgehen, daß es sich hierbei um eine Urlaubsromanze mit echter Liebe handelt. Das LI hätte ja eigentlich im September (der Titel, aha!) den / die Liebste(n) wieder verlassen müssen, vielleicht weil es eigentlich andere Verpflichtungen besitzt. Doch stattdessen wird die Aussage jetzt sogar ein wenig trotzig, denn immer noch bettet es seinen Kopf auf die Brust, was also heißt, es geht weiter...

Das wäre vielleicht eine Lesart, aber sie gefällt mir sehr gut, so wie mich auch der ganze Text ansprechen konnte.

Deshalb habe ich mir auch die Mühe für einige Vorschläge gegeben.
Du kannst davon gerne annehmen, was dir sinnvoll erscheint.

Vorschlag:

Ich bett mein Haupt auf deine Brust
nach Satz und Sieg im Spiel der Lust
und hör den Herzschlag pochen.
So vor der Welt verkrochen,
verlassen Hektik mich und Frust.

Du sagst, du hast es gleich (schon?) gewusst; (du hast hier sonst einen Doppelung von "gleich")
wir schmecken gleich. Ich hab bewusst
noch nicht genug gerochen,
ich bett mein Haupt auf deine Brust.

Uns ist egal, worauf es fußt,
dass wir uns lieben. Im August
lag Heuduft über Wochen,
sie waren uns versprochen.
Hätt ich auch längst schon fortgemusst,
ich bett mein Haupt auf deine Brust.


Gerne gelesen, geträumt und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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