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Alt 27.10.2014, 14:19   #7
Nachteule
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Hallo Chavali,

dein Gedicht ist mir irgendwie zu abgehackt, weil jeden Vers mit einem Punkt beendest und somit kein wirkliches Lesefluss entstehen will. (zumindest bei mir.) Nach eingehender Ana*m*ne*se () habe ich aber beschlossen, dass es nicht die Wiederholungsgedichtkrankheit ist, da die meisten Wiederholungen schon zum neuen der Strophen passen. Wo m.E. nicht, werde ich aufzeigen. Ich schätze mal, das liegt hauptsächlich daran, dass du noch keine Villanelle geschrieben hast und dir damit die Übung fehlt. Nur verbundene Sätze können auch wirklich zusammen wirken. Sonst ergibt sich ein komisches Gefühl, das man aber auch absichtlich hervorrufen kann.

Was ich mich allerdings auch frage: was macht den Weiher geheimnisvoll? Das sollte m.E. noch herusgearbeitet werden. Dass ein Reiher im Schilf hockt und die Wasseroberfläche vom Wind gekräuselt wird, kann es ja eigentlich nicht sein. Das ist nicht sonderlich unüblich.

Zitat:
Der Nebel hebt sich wie ein weißer Schleier.
Ein Vogel pickt an eines Baumes Rinde.
Im Schilf versteckt verharrt ein grauer Reiher.
Hier geht der Wiederholungsvers gut in der allgemeinen Beschreibung der Umgebung unter. Man merkt unter Umständen die Wiederholung gar nicht.
Vielleicht könntest du bei dem Vogel genauer werden. Ein Specht fällt wahrscheinlich wegen des Metrums raus und leider kenne ich mich in der Tierwelt (ich weiß, eine Schande für einen Eule) nicht gut genug aus, um dir einen qualifizierten Vorschlag zu machen, was sonst noch so an Rinden kloprt, aber "Ein Habicht pickt an eines Baumer Rinde" klingt doch schon viel lebhafter. Wenn du dann noch z.B. "Ein Habicht pickt an einer Buche Rinde" schreibst, sieht man alles vor sich.

Zitat:
Da kommt mit einer Angel Nachbar Meier.
Dort geht er Hand in Hand mit seinem Kinde.
Was will er am geheimnisvollen Weiher?
Auch hier geht die Wiederholung gut unter, schön im sonstigen Text unter, abgesehen davon, dass ich mich wieder über das geheimnisvolle "geheimnisvollen" wundere. Was mir aber komisch vorkommt ist, dass es der Nachbar ist. Das ist irgendwie zu abrupt ein Sprung zum lI (irgendjemands Nachbar muss er ja sein), das vorher noch nicht aufgetaucht ist. Statt die ersten beiden Verse mit "Da" und "Dort" zu beginnen würde ich vielleicht auf "er wandert/wandelt/schlendert Hand in Hand mit seinem Kinde" schreiben.

Zitat:
Sie reden laut von einer Schülerfeier.
Das Schilf bewegt sich stärker nun im Winde.
Im Schilf versteckt verharrt ein grauer Reiher.
Hier entsteht für mich ein Problem mit dem Wiederholungsvers, aber nur, weil du zwei mal in Folge das "Schilf" nennst und das direkt untereinander. Da stört natürlich immer das Folgende, nicht das Erste.

Zitat:
Hier draußen ist der Angler sorgenfreier.
Hoch oben raschelt leis das Laub der Linde.
Was will er am geheimnisvollen Weiher?
Hier hast du zum Beispiel die Beschreibung besser eingebracht, als bei dem Vogel am Baum.

Zitat:
Doch plötzlich krächzt der Reiher wie ein Schreier.
Der Angler denkt bei sich: Hau ab, verschwinde!
Im Schilf versteckt verharrt ein grauer Reiher.
Was will er am geheimnisvollen Weiher?
Hier habe ich mehr das Problem, dass der Reiher laut gibt und somit sein Versteck aufgibt, als konkret mit der Formulierung. (Wobei "dieser Schreier" eleganter klänge. Aber wenn er schreit, dann ist er ja nicht mehr versteckt, wie es der dritte Vers verlangt...

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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