Hi Angelika!
Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Das Wort "zutiefst" bringt hier zum Ausdruck, dass es sich um etwas Erworbenes handelt, das für den Betreffendem von großer Wichtigkeit und großem Wert ist, oder dass er sich nur unter großen Mühen und/oder großem Leid erkaufte.
Wenn du das nicht erkennst, tut es mir leid. Als "Schwulst" abgetan zu werden, hat es nicht verdient. Rilke ist der einzige Poet, dessen Werke mich allein schon der sprachlichen Schönheit wegen zum Weinen bringen. Schaffen "moderne" Gedichte das bei dir auch?
Ob nun ein Komma oder ein Punkt die Sinneinheiten trennt, man kann sich als Leser im einem wie im anderen Falle letztlich dafür entscheiden, die Teile aufeinander zu beziehen - oder nicht. Wer aufmerksam liest und die Aussagen sofort ergründet erkannt, ob diese in Relation stehen, bzw. wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist.
Dahingegen wirken kurze Sätze im lyrischen Kontext eher kurzatmig, beschleunigend, den lyrischen Fluss unterbrechend. Aber wie du sagst - du hast eben eine andere Idee davon: Ich fühle mich der Schönheit der Sprache eher verpflichtet als dem zu transportierenden Inhalt - obwohl wir beide natürlich nach der perfekten Symbiose suchen - nur eben von unterschiedlichen Seiten, wie es scheint.
Die Worte, die mir beim Dichten quasi entfließen - ich "konstruiere" das kaum - mag ich nicht als "chemisch gereinigt/steril" betrachten - ich schreibe eben so, weil ich es als inspirierend und schön betrachte. Wenn dir das nichts gibt, finde ich es natürlich schade, aber ebenso tun mir manche deiner Wendungen geradezu weh im Sprachzentrum, weil sie mir so stimmungstötend linkisch erscheinen. Damit wären wir wohl quitt, was das anbelangt.
Auch dir ein gutes Jahr 2017!
LG, eKy