Hi Angelika!
Ich lese deine Gedichte gerne, da ich den gehobenen lyrischen Stil sehr schätze, komme aber zuweilen nicht umhin zu bemerken, dass du immer wieder mal eher unlyrisch oder unmelodisch formulierte Stellen einstreust, entweder weil du sie gar nicht bemerkst, oder weil du dir die Mehrarbeit nicht machen willst, sie auszumerzen.
So auch hier: Unvollständige Sätze, die eher verkrampft und geschraubt wirken als lyrisch, gemeinsprachliche Ausdrücke und Phrasen, kantige Formulierungen, die die so wunderbar aufgebaute lyrische Stimmung zunichte machen wie weiße Tennissocken an einem begattungsbereiten nackten Liebesgott die Huld der erwartungsvollen Angeschmachteten!
Ich habe die Stellen, die mir solches antaten, mal umgeschrieben, um einen Vergleich zu generieren. In der kurzen Zeit mag einiges durchaus noch suboptimal sein, aber so sollte es runder und sprachedler klingen:
Erinnerst dich so mancher stolzer Träume,
an ihr Zerbrechen, viel zu oft erfahren,
an
allzu enge, eingeteilte Räume -
begreifst es
erst nach angestrengten Jahren
:
Zutiefst Erworbenes verlor sein Glänzen.
So manches Mal hörst du im Rücken Lachen
,
denn jedes Wissen, weißt du, kennt auch Grenzen,
und nichts hast du den Enkeln zu vermachen.
Was
Hoffnung dir bedeutete - vergessen,
mit einem Fuß stehst du bereits im Grabe.
Ins Herz hat Skepsis
tief sich eingefressen,
und
ist dir teuer nun als letzte Habe.
Nimm, was dir brauchbar erscheint - oder lass es. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele eine solche Art der Kommentierung wenig schätzen. Ich tat es letztendlich um des Vergleiches willen, um dir klar zu machen, was ich meine, wenn du die Versionen einander gegenüberstellst.
Natürlich liegt lyrische Schönheit im Auge des Betrachters, und ich kann hier nur von meinem persönlichen Geschmack und Gespür ausgehen. Von daher sollte klargestellt sein, dass dies kein objektives Werturteil sein kann, sondern nur die subjektive Perspektive eines einzelnen.
Gern gelesen und beklugscheißert!
LG, eKy