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Alt 28.12.2016, 18:10   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sy!

Du sagtest:
Ich weiß heute sind die Zeiten ganz anders, liberaler und die Lehrer beachten und beobachten genau, was für Fähigkeiten jedes Kind so hat. Und es war schon immer so, die "Wilden Kinder" haben die stillen Kinder, die nicht weniger schlau sind, untergebuttert. Auch sind die Kinder von zu Hause geprägt, und da geht es auch manchmal heiß her.
In der Schule werden Macht und Stärke über Schwächere zum Anker für die fehlende Anerkennung von zu Hause.


Welch wahre Worte! Du sprichst einen wichtigen psychologischen Mechanismus an, der einen Dominoeffekt zur Folge hat, und der Mensch an sich scheint - auch als Erwachsener - noch nicht intelligent genug zu sein, dies zu durchschauen und die Kette der Demütigung zu unterbrechen! Bedauerlicher Mangel an geistiger und moralischer Größe!



Hi Angelika!

Zutiefst bedauerlich finde ich es, wenn jemand nachgerade bedauert, jemals Kind gewesen zu sein - das sollte eigentlich die schönte und unbelastetste Zeit im Leben sein!
Ich weiß es natürlich besser: Ich war spätestens ab dem 10. Lebensjahr ein gemobbter Sonderling, ein kleines, moppeliges, brillentragendes Einzelkind, dem durch frühkindliche Isolation einige Sozialfunktionen fehlten. Ich sage nicht, dass alles die Schuld anderer war - leicht war es jedenfalls nie! Außer, wenn ich allein war - dann gehörte die Welt mir, und ich durfte sein, wie ich wollte.
Dennoch bedauere ich nie, Kind gewesen zu sein: wie reichhaltig, magisch und zutiefst erlebt waren diese Tage, als ich und alles neu war und die Welt voller Unbekanntem, das es zu entdecken, zu erleben galt!
Wiewohl ich nach der Anerkennung Gleichaltriger hungerte, stießen mich ihre Grausamkeiten, ihre Blindheit mir gegenüber und ihre Gehässigkeiten immer mehr ab, und ich isolierte mich mehr und mehr - so musste ich mich andererseits auch selbst nicht mehr um andere bemühen, womit ich ohnedies immer Schwierigkeiten hatte.
Letztlich war es angenehmer und leichter für mich, das Menschenspiel nicht mehr mitzuspielen. Ich erzog mich konsequent zu einem nicht verbitterten, aber zynischen Quasisoziopathen, der zwar nicht einzelne Menschen, aber das Menschentum an sich verachtet, was nur konsequent ist, da er sich insgeheim auch selbst verachtet.
Aber noch heute denke ich gern an die schönen Momente meiner Kindheit und gewinne Kraft aus dem damals gefühlten Urvertrauen und der damals gelernten Naturliebe.


LG, eKy
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