Thema: Blattlos
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Alt 17.10.2016, 17:51   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Blattlos

Vom Himmel weggekrümmt wie unter Schmerzen,
verdorrt, verhungert und mit welker Geste
in sich verdreht, als ob das halb Verweste
zerronnen wäre wie verbrauchte Kerzen -

so hängt erstarrt, wie alles überstehend,
ein letztes Blatt entrückt am kahlen Zweige,
als ob es bebend schon die Richtung zeige,
in die es fallen wird, im Wind verwehend,

wenn letzte Bande widerstrebend brechen,
die über seine Zeit hinaus behalten,
was nicht mehr leben soll und sich entfalten,

und einer Brise wisperndes Versprechen
erzählt ihm von den wirbelnden Gestalten,
darin es eins wird mit Naturgewalten.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (23.10.2016 um 20:06 Uhr)
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