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Alt 03.06.2016, 22:44   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Dana!

Du beleuchtest die Thematik von der philosophischen Seite, mir standen beim Schreiben "handfeste" Beispiele aus meinem Leben vor Augen, und zwar von jeder Seite aus: als weiches Opfer, das nicht wusste, wie ihm geschah - und als harter Täter, der nicht wusste, was er anrichtete ...

Aber danke für dein Durchleuchten von einem anderen Standpunkt aus!

Das Sonett ist zum Teil selbstreflexiv, beruht auf meinen letztjährigen Erfahrungen - aber auch auf jenen meiner Jugend, als ich jahrelang von Gleichaltrigen wie Dreck behandelt wurde und in Gegenreaktion eine Art zynischen Überlegenheitskomplex aufbaute: "Die verstehen mich nicht, weil ich besser bin als sie! VIEL besser!" Der sich ergebende redundante Teufelskreis bedarf keiner näheren Erläuterung ...

Erst spät vermochte ich mich daraus zu lösen, aber da war ich schon abgehärtet wider alle Kritik oder besseres Wissen: In hermetischer Arroganz führ ich jedem über den Mund, der mich kritisierte (so empfand ich es), nicht mehr unterscheidend zwischen Wohlmeinenden und echten Mistkerlen, und argumentierte ihn in Grund und Boden, mit glasklarer Logik und raumgreifender Eloquenz - ein echter fetter kleiner "Mr. Spock" mit Minderwertigkeitskomplex! : Schuld waren immer die andern!

Ich bin ein sozialer Krüppel, teils der Umstände halber (isoliertes Einzelkind, gemobbter Sonderling), teils aus eigenem Verschulden (arroganter Besserwisser, unsensibler Gesprächspartner). Zuerst habe ich die Menschen gemieden, weil ich sie für bösartig und unverständig hielt, später deshalb, weil ich um meine Defizite wusste und niemanden verletzen wollte mit meiner immer noch leicht soziopathischen Art.
Ich mache immer noch, sogar nach so vielen Jahren, schlimme Fehler im Umgang mit anderen Menschen - aber ich bemühe mich zumindest danach, es aus ihrer Sicht zu sehen und zu wachsen.

Dieses Gedicht reflektiert diese Erfahrungen, sowohl an mir selbst erkannt wie auch an anderen. Wer sich wider andere verhärtet - egal weshalb - wird selbst andere verhärten und auf den gleichen Weg schicken. Meine ganze Lebensgeschichte und -erfahrung stecken in diesen Zeilen ...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.06.2016 um 14:04 Uhr)
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