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Alt 29.05.2016, 18:44   #4
ginTon
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hi chavilein...

Interessantes Gedicht, dass man auf vielfache Weise lesen kann. Es könnte an ein Volk oder Land gerichtet sein, zB Deutschland, aber auch an einzelne
Personen.

Zitat:
Das schwere Erbe der Vergangenheit,
es liegt wie Bleigewichte auf den Füßen,
als müsste man für etwas Böses büßen,
als wäre Zukunft eine schlechte Zeit.
Ich weiß zwar nicht, warum Vergangenheit immer so schwer und dramatisch
gezeichnet wird, aber dies ist wahrscheinlich eher individuell. In meinen Augen
hat nur der-oder diejenigen an ihrer Vergangenheit schwer zu tragen, die jetzt
oder heute eher unzufrieden sind. Z.B. Hat man sich aus der Vergangenheit
heraus zum guten entwickelt, gibt es daran nicht schlechtes, selbst wenn
einiges mitunter schlecht war. Aus der heutigen Sicht wäre es in dem Sinne
also eher eine Notwendigkeit gewesen.
Zitat:
Warum kann man nicht einfach seine Bürde
den weiten Fluss hinunter gleiten lassen
und ohne sich dem Unbill anzupassen
erhalten seines Lebens wahre Würde.
In meinen Augen beginnt hier schon die Antithese und wird in den folgenden
Terzetten fortgeführt. Inhaltlich ist es streng genommen eigentlich falsch.

Zitat:
Wir sollten alle Tage freier leben
und nicht gefesselt in dem Tief verharren,
denn besser wär's, nach hellem Licht zu streben.

Was nützen uns die dunkelen Gedanken,
sie ändern nichts am früheren Geschehen.
Wirf deine Fesseln ab! Zerstöre alle Schranken!
Diese beiden Strophen sind eine Fortsetzung der zweiten Strophe. Inhaltlich sind sie nachvollziehbar. Man sollte seine Fesseln abstreifen, wenn es denn einem nicht so gut geht und wieder neu anfangen. Andererseits stellt sich mir die Frage, an was man dies eigentlich festmacht. Sagen wir zwei Leute sind in einem Gespräch und unterhalten sich, ist es da nicht auch interessant auch über dessen Vergangenheit etwas zu erfahren? Andererseits wird es natürlich dahingehend problematisch, dass unser Denken dazu neigt alles gleich zu bewerten und somit scheinbar negatives auch als solches betrachtet wird und positives eben positiv. Der Mensch urteilt dann darüber usw. und so fort.

interessantes Thema irgendwie...gerne gelesen LG ginnie
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