Thema: Weltenlärm
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Alt 21.05.2016, 14:12   #2
charis
/ Bil-ly /
 
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Beiträge: 435
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Lieber Eky,

Gefällt mir, dass du dir dieses heiße Thema vergenommen hast. Ich habe auch das Gefühl, dass uns diese Reiz-, Information- und viele unnötige Redeschwallüberflutung erdrücken und abstumpfen lässt. Ich persönlich erlege mir da eine ziemlich Selbstbeschränkung auf. Im Internet lese ich - außer Ausnahmefällen - nur in Dichterforen bzw. über Dichtung - selbst das wird mir schon oft zuviel; ich lese Zeitungen, um mich zu informieren und sehe praktisch nie fern.

Ich denke einmal laut:

Zitat:
Was wir uns schenken an beseelten Klängen,
Meinst du nicht, dass es eher ein "Wünschen" ist? Wo schenkt man sich schon beseelte Klänge - außer vielleicht in Gedichteforen, aber da scheint mir auch oft, das Reden und der Diskurs - sag ich einmal diplomatisch "darüber" wichtiger zu sein - sieht man jetzt ja bei mir
im großen Rauschen geht es meist zugrunde,
dem unersehnten Schwall aus aller Munde,
die brüllend uns erobern und bedrängen.

Ich bin nicht sicher, ob "brüllend" hier passt? Gibt es ein brüllendes Rauschen, einen brüllenden (Rede)Schwall?
"erobern" verstehe ich als "überzeugen wollen" oder?
ganz anders gedacht:
"und all den Lärm, um Stille zu verdrängen."


Wenn alle nur in wenig leiser sängen,
nicht jeden Brunnen leerten bis zum Grunde
und nicht der ganzen Welt das eigne Wunde
entgegenhielten, es ihr umzuhängen -

Ich bin überrascht, dass du so ein unlyrisches Wort wie "umzuhängen"
verwendest. Na ja, deinen Ärger verstehe ich, aber das ist kein Kaykal
wie wäre es mit "aufzudrängen"



dann könnten wir die stillen Lieder hören - "leisen Töne" vielleicht
und trügen aus dem Schweigen noch Gewinne
in traute Stunden, die uns sacht betören. - Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht, hier müssten eher der Gedanke des "Hörens von leisen Liedern" oder eben "leisen Tönen" weitergesponnen werden - viell, was das dann bewirken kann. Warum betören sie uns "traute Stunden" (Zweisamkeit, Alleinsein??), die mit Gewinnen aus dem Schweigen (welche sind das?) erfüllt sind; "sacht betören", hm!?

Wo alles eifert, lärmt und alle Tage
die Unrast feiert, leiden unsre Sinne,
und blindes Leben stellt sich selbst in Frage.
Mit dem letzten Vers tue ich mir schwer, weil ich eigentlich glaube, dass sich dieses "blinde" - ich verstehe es als als ein Leben, in dem die Sinne abgestumpft sind -, eben nichts mehr in Frage stellt! Hab ich da etwas falsch verstanden?

Also mein Verständnis wär so ähnlich:

Wo alles eifert, lärmt und alle Tage
die Unrast feiert, dort verkümmern Sinne
und stellt sich hohles Leben nicht in Frage.


Sehr gerne und nachdenklich gelesen!

Lieben Gruß
charis
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