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Alt 19.04.2016, 19:33   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavi!

Eine Naturbeschreibung wieder mal - wie schön! Sechshebige Zeilen mit unbetontem Auftakt. Stellenweise könnte die Sprachmelodie weicher sein.

Die Peanuts:

Wieviele Jahre steht schon dieser Fliederstrauch,
in jenem Garten an der Bahn, der ganz verwildert ist,
mit einem Häuschen ohne Fensterscheiben. Um einen Heber zu kurz. Vorschlag: "kleinen" einfügen vor "Häuschen".
Und dort am Bretterzaun, da stehen noch drei Eiben.

Das Gras ist narbig und ein Paradies für Bienen,
denn ungesät und nestergleich blühen wilde Blumen. Unbedingt "blühn" (verkürzt) schreiben, sonst Hebungsprall "-gleich blüh-"!
Ein alter Brunnen hat schon lang kein Wasser mehr,
die Tröge und die Regenfässer sind längst leer. Klingt unmelodisch. Altern.: "die Tröge und die Tonnen stehen lange leer."

Der Flieder blüht, denn es ist junge Maienzeit,
die Bank darunter sah einst ein Liebespaar. Hebungsprall "sah einst"! Vorschlag: "... sah so manches Liebespaar."
Die erste Schwalbe setzt sich auf das morsche Holz,
der Strauch steht festen Fußes da und stolz. Um einen Heber zu kurz. Vorschlag: Füge "alte" ein vor "Strauch".

Ich liebe dieses Stückchen Erde und den Duft von Flieder: Hier sieben Heber. Zu lang.
Der Frühling singt nur hier die schönsten Lieder. Hier fünf Heber. Zu kurz.
Vorschlag:
"Ich liebe diesen Flecken und den Duft von Flieder:
Der Frühling singt mir hier allein (oder: mir einzig hier) die schönsten Lieder."


Mir ist bewusst, dass das metrische Ungleichgewicht der beiden letzten Zeilen gewollt sein kann, und es klingt ja auch nicht übel. Es ist nur so, dass ich ein sehr taktbewusster Mensch bin (zumindest bei Gedichten!), daher meine Alternative.

Sehr gerne gelesen!

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Geändert von Erich Kykal (27.05.2016 um 12:50 Uhr)
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