Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 08.06.2015, 20:27   #6
Stachel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stachel
 
Registriert seit: 07.06.2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 103
Standard

Herzlichen Dank an euch drei für diese freundliche und fachkundige Kritik.

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
du beschäftigst mich heute ja recht ausgiebig.
Danke, dass ich dich beschäftigen darf.
Du bist der Grund für meine Ankunft hier. Deine Nachfrage andernorts (spricht man hier offen über andere Foren?) hat mich nochmal genauer suchen lassen.

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
dein sonett hier dünkt mich inhaltlich eines, von der struktur des inhalts her aber keines.
Ich vermute, du sprichst auf These, Antithese und Synthese an, die hier nicht klar getrennt sind. Sie waren in diesem Gedicht sicher nicht mein Hauptaugenmerk, aber ein gewisser Anklang lässt sich (hoffentlich) zumindest erkennen:
S1: Du kamst, warst da (These)
S2: Du gehst (Antithese)
S3,4: Was uns verbindet (Synthese)
Sehr streng darf man das sicher hierbei nicht auslegen.

Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
hingegen, und darauf kommt es mir an, sehe ich eine starke strukturierung innerhalb der zeilen. ausserdem gleich in s1 dieser klangvoll schleppende iambus an den verseingängen.
da möchte ich sagen: q.e.d.
Ja, ich denke, in den wesentlichen Formelementen (jambischer 5-Heber, Vermeidung von Verssprüngen, Reimschema) bin ich recht klassisch geblieben.
Ich verkünde aber gleich, dass ich in Sonetten sehr gerne alle diese Elemente auch mal breche.

... jetzt sind die anderen Quotes weg. Ich schreibe also jeweils ein Post für meine Anmerkungen zu eurer Kritik.

-------------------------------------------------------------

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
Hallo Stachel,
ein Text, der mir vom Inhalt her gut gefällt.
Das freut mich wiederum sehr.

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen

hier würde ich unbedingt ein ver- davorsetzen.
Das würde den Sinn nicht treffen. Verplaudern hat für mich einen Anklang von Verschwenden. Ich nahm mir hier die dichterische Freiheit, das "lang" dem Leser zur sinnfälligen Ergänzung in Gedanken zu überlassen. ("plauderten den Tag lang").


Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
hinter teilen bitte ein Komma.
Ich hadere noch etwas mit neuer Zeichensetzung und fürchte immer, ich setze zu viele Kommata. Deshalb war ich im ganzen Gedicht etwas zurückhaltend. Für mich würde es hier auf jeden Fall passen, aber muss es dort hin?

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
beschranken kann man als dichterische Freiheit durchgehen lassen (und des Reimes willen)
Danke, sehr freundlich, aber bitte nicht nur das. Beschranken, also mit Schranken versehen, meine ich metaphorisch. Das LI (lyrische Ich) bezieht sich auf intellektuelle, taktvolle und änliche Schranken, quasi die Schere im Kopf.
Beschränken müssen die beiden ihre gemeinsamen Gedanken sehr wohl, z.B. da gerade offenbar zeitlich.


Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
Die mittlere Zeile finde ich nicht gelungen: Wäre nicht statt Milde Frohsinn oder Frohmut o.ä. besser? Denn Überdrüssigkeit verlangt m.Mn. nach keine Milde, sondern eher ein Aufrichten.
Das hängt sicher von der Art des Überdrusses und der jeweiligen Reaktion darauf ab. Mancher wird, wie auch das LI in diesem Falle, wütend, genervt oder ungehalten, sieht möglicherweise überall nur noch "Blödbratzen". Da tut manchmal etwas Milde Not.

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen

Ansonsten: Feiner Einstand!

Gruß, Chavali
Herzlichen Dank!

-------------------------------------------------------------

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Grundsätzlich ein schönes Sonett, auch wenn nicht alle "Regeln" exakt befolgt wurden. Heutzutage sieht man das nicht mehr so streng - wenn man denn möchte!
Streng war man bereit vor 150 Jahren nicht mehr, lieber Erich. Alle großen Dichter haben die Sonette vielfältig variiert. Ich verweise hier beispielsweise mal auf die "Sonette an Orpheus" von Rilke. Der ist zwar noch nicht so alt, dafür aber besonders variabel. Aber die für mich wichtige Frage: Welche "Regeln" werden für dich verletzt? Jeder Dichter sieht das vermutlich etwas anders. Was ist dir besonders wichtig?

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Was mich etwas behinderte: Das Sonett lebt von der Weichheit, vom harmonischen Fluss der Sprache. An so gut wie jedem Zeilenende einen Punkt zu setzen ist da wenig hilfreich.
Das allerdings entspricht, nach meiner Kenntnis, wiederum der klassischen Form, die klare Abschlüsse am Zeilenende vorsah. Verssprünge galten lange Zeit als verpönt. Ich benutze sie allerdings sehr gerne, nur hier wollte ich es mal anders machen (wird ja sonst zu viel).

Damit möchte ich allerdings diesen Kritikpunkt nicht abbügeln. Der Klang ist, gerade bei einem Sonett, sehr wichtig und es ist hier so, wie du es beschreibst.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Auch die unrhythmisch wechselnden Kadenzen stören ein wenig die innere Harmonie:

wmmw mmmm mww mww
Die zweite Strophe handelt von einem Abschied. Die Abwechslung der Kadenzen aus S1 hätte hier ein einheitliches Bild abgegeben, völlig richtig. Aber mir war wichtig, das klare Ende des Abschieds auch durch die Form zu unterstützen. Jeder Vers endet hier betont, akzentuiert, mit klarem Ende. Keiner "plätschert" einfach aus. Auch die Schlusslaute sind hart (k und t).

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Sprachlich gelöst und klar. Bloß S1Z3 und S2Z4 erfordern etwas mehr Mundakrobarik, um sie sauber zu artikulieren.
Das sehe ich auch so. Ich nehme diese Bremse in Kauf und verbuche sie unter "Zeit zum Nachdenken und Wirken lassen". Aber das ist natürlich auch ein wenig kokettiert.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ich biete mal eine mit mehr Kommata gestaltete Version mit Korrekturen an:
Dafür vielen Dank. Wie schon weiter oben geschrieben, hadere ich etwas mit neuer Zeichensetzung (und alter). Man sollte beides wohl auch nicht mischen. Wonach korrigierst du?


Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Ohne Bindestriche besser.
Oh, die möchte ich sehr gerne behalten. Diese starke Bremse ist mir wichtig um es am Ende nochmal extra feierlich und getragen zu gestalten. Der Hörer (beim Vortrag) darf an der Stelle auch gerne den Satz im Kopf schon vollendet haben, bevor ich ihn ausspreche.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Sehr gern gelesen!
So wie ich auch eure intensive Kritik. Habt vielen Dank!

Freundliche Grüße vom
Stachel

Geändert von Falderwald (08.06.2015 um 21:23 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten