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Alt 08.04.2015, 15:17   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

du hast es richtig erkannt, man könnte auch sagen, der Gläubige führt ein fremdbestimmtes Leben und entzieht sich damit so mancher eigenen Verantwortung.
Das alles wird erreicht mit Zuckerbrot und Peitsche, das war schon immer so und wird sich auch in absehbarer Zukunft nicht ändern.

Den "unheiligen" Fünf kann ich nur uneingeschränkt zustimmen.

Wenn die Menschen erkennen, dass ihre Religion nur Hokuspokus ist, dann wenden sie sich oft einer anderen zu, oder noch schlimmer, sie gründen eine neue, noch bescheuertere Ideologie.
Aber im Grunde glaubt sowieso jeder, was er will und legt sich in seinem "Intellektchen" seinen Glauben so zurecht, dass er in seine beschränkte Weltsicht passt.

Erwachsen werden die nie...

Komma ist eingefügt.

Bitte lies auch die untenstehende Antwort noch, denn ich wollte hier nicht alles vorweg nehmen.

Vielen Dank für deine Rückmeldung...


Hallo zusammen,

erst einmal ganz allgemein...

Manchmal ist es nötig "allwissend" und meinetwegen "besserwissend" zu schimpfen, gar zu lästern, weil Diskussionen einfach im Keim erstickt werden, eben mit dem Mittel der Angst. Das funktioniert seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden.
Eine große Schafherde wird von einem Hirten und seinem Hund im "Zaum" gehalten, um Schafherde zu bleiben. Diese Schafe werden geleitet, gehütet und gewinnbringend auf Pfade geleitet, um am Ende geschoren und geschlachtet zu werden.
Das würden Menschen, machte man es mit ihnen, vielleicht irgendwann merken und sich wehren. Erdenkt man sich aber ein allmächtiges Wesen, das alles sieht und den Tod mit ewigem Paradies belohnt - dann ....


Was ist denn hier nicht zu verstehen? Ein Text, der sich eben wütend gegen eingetrichterte Dogmen, Machenschaften und Lügen in verständlicher Sprache und guten Metaphern stellt. Warum wird hier Besserwisserei angeprangert?

Beten andere ein goldenes Kalb an, glauben Mörder, nach dem Tod mit 72 Jungfrauen belohnt zu werden - darüber lächeln die Gläubigen besserwissend. Sekten, Naturgötter, blutige Rituale - das ist nur für die Dummen. Aber ein paradiesisches Leben nach dem Tod - das darf man nicht anzweifeln.
Weil das etwas ist, was zu schön wäre.

Wie wirken Kirchenväter auf Erden? Sie schaffen unendliche irdische Reichtümer, die den wenigsten bekannt sind. Mit grausamsten Mitteln, mit politischen Mitteln, gar Kriegen, wie wir alle nachlesen können. Sie leben ihr Paradies auf Erden und sie wissen auch warum. Das ist sehr klug!!!!
Dafür brauchen sie große Herden, weil diese die Reichtümer vergrößern.

Die gesamte tausendjährige "Verklärung" hat sich eingefressen. Sie wird und wurde immer von aufgeklärten Menschen (vorab Politikern, also Königen, Kaisern, Diktatoren und Präsidenten) mitgehütet. Die Schafe werden zur Toleranz angemahnt, notfalls unter Strafe. Wie kommt das?

Ich räume ein, man muss sich schon etwas intensiver mit Nietzsche, Schopenhauer, Feuerbach und Dawkins auseinandergesetzt haben, um alle Bilder auf Anhieb deuten zu können.
Aber auch ohne die oben Genannten müssten einige Bilder und letztendlich der Sinn des Textes entschlüsselbar gewesen sein.
Ich erläutere das gern einmal:

S1:

Das ist eine berschreibende These. Das ganze Leben und was dazu gehört ist ein Traum. Durch sein "Selbstbewusstsein" weiß der Mensch (im Gegensatz zum Tier, das sich immerwährend glaubt), dass am Ende des Lebens(traumes) das "Monster Tod" wartet.

S2:

(Wenn man den Statistiken Glauben schenken kann, dann gehören ca. 84 % der Weltbevölkerung einer "Weltreligion" an. Weitere 14 % sind als "irgendwie" gläubig einzustufen, jedoch nicht institutionalisiert.)
Diese "lebenden Toten" leben ihr bisschen Zeit ab und hängen irrationalen Gedanken nach, indem sie sich mit Dingen beschäftigen, die sie im Leben nie erfahren werden. Im Gegenteil spiegelt ihre "Scheinheiligkeit" lediglich die Vortäuschung einer realitätsfremden Vorstellung wieder, die zudem noch gefährlich ist, weil sie mit ihren Dogmen den Anspruch auf die einzige Wahrheit erhebt. Das ist kontraproduktiv für das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen auf diesem Planeten.
Sie sind nichts anderes als Säugetiere mit etwas Geist und glauben sich durch göttliche Liebe erschaffen und wünschen sich nach Vollendung des irdischen Lebens, dass ihre unsterbliche Seele in irgendeinem imaginären Himmel weiter lebt.

S3:

Deswegen käme ein Licht am Ende des Tunnels genau richtig, was jedoch ein ontologischer Fehlschluss ist, denn für diese These gibt es nicht den geringsten Beweis (was aber von den Rattenfängern fleißig propagiert wird).
Aber diese derart göttlich Verblendeten halten sich selbst für so wichtig, dass sie tatsächlich glauben, die ganze Scheiße des Universums wäre nur für sie geschaffen und darüber hinaus noch ein unendliches Himmelreich für ihre armseligen kleinen Seelchen.
Solche Geschichten sind leicht zu erfinden und die "geistig Bedingten" glauben nur allzu gern daran, es steht ja schließlich ihre kümmerliche Existenz als Ich-Wesen auf dem Spiel.

S4:

Tja, diesen ganzen "Narren" sind solche Wunderstorys mit abstrakten Geisterwesen schon immer gut zu verkaufen gewesen, denn das ist ein tolles Geschäft mit der Hoffnung.
Und es heißt ja zudem auch noch, dass nur die Gläubigen gerettet werden, allen anderen ist das Verderben bestimmt (mit diesem Mist werden ja vorsorglich schon die Kinder indoktriniert). Also kopfüber rein in die Kartoffeln.
Wenn dann das einzige, wodurch ein Mensch anständig bleibt, die Erwartung auf eine göttliche Belohnung ist, dann ist dieser Mensch ein opportunistisches Arschloch.

S5:

Es ist eben einfacher, alle Ängste und den Selbsthass auf eine Autoritätsperson zu übertragen. Genau so gut, kann man eine Münze in den Wunschbrunnen werfen, und hoffen, dass der dabei geäußerte Wunsch auch in Erfüllung geht.
Man borgt sich einfach die Moral aus, anstatt selbst eine eigene zu entwickeln, denn man begibt sich ja in die Hände derer, die ein allwissendes und allmächtiges Wesen hier auf Erden vertreten.
Das ist Katharsis.
(Und das ist schon so, seitdem ein Affe die Sonne angeschaut und zum andern Affen gesagt hat, he, er will, dass du mir deinen ganzen Scheißanteil schenkst.
Ein Priester z.B. nimmt die Furcht der Menschen mit seiner Geschichte auf, deshalb ist er auch so effektiv im Verhältnis zu der Gewissheit, die er den Leuten bieten kann.
Es gibt linguistische Anthropologen, die glauben, dass Religion ein Sprachvirus ist, das neue Verbindungen im Gehirn schafft und dadurch das Denkvermögen einschränkt.)
Wer sich also auf solche Märchen einlässt, verschwendet viele der Möglichkeiten, die das Leben ihm bietet, denn diese allegorischen Geschichten sind ja nur einzelne Möglichkeiten von ganz vielen.

S6:

In dieser Strophe erfolgt ein Bruch.
Die Erde ist quasi des Menschen eigene Hölle, in die er hineingeboren wird.
Die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tode steht ihm gar nicht zu, das ist reines Wunschdenken, denn da ist kein Gott, der ihn leitet, behütet und beschützt. Wie immer jemand sein Dogma benennt, es wird ihn ganz allein durch den Dreck kriechen lassen und am Ende unweigerlich töten.
Das ist der schwarze Humor, indem man jeglichen Sinn vergebens suchen wird. Der eigentliche Witz dabei aber ist das Versprechen all jener esoterisch-religiöser Schaumschläger, dass jeder gut funktionierenden Marionette ihres imaginären Geistergottes das ewige Leben ihrer Seele garantiert wird.

S7:

Das menschliche Bewusstsein ist ein tragischer Fehltritt der Evolution, wir sind uns unserer Selbst zu sehr bewusst geworden.
Die Natur hat einen Blickwinkel auf die Natur geschaffen, der von ihr getrennt ist, wir sind Kreaturen, die es dem Naturgesetz nach gar nicht geben dürfte und die alle in einem Ghetto leben, in irgendeiner riesigen Gosse irgendwo im Weltall.
Und jeder, der in diesen Alptraum erwacht, muss selbst und mit den eigenen Mitteln damit fertig werden, ob ihm das nun passt oder nicht. Aber er hat immer eine Wahl, wie er den eigenen Drachen im eigenen Alptraum bekämpft.

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Das nenne ich eine Lebensfalle, nämlich die genetische Gewissheit, dass alles anders werden wird.

Wenn ich in die Kirche zu einem Gottesdienst gehe, dann frage ich mich manchmal, wie hoch wohl der Durchschnitts IQ von diesen Leuten dort ist.
Ich sehe eine Neigung zu Fettsucht, Armut und eine Leidenschaft für Märchen.
Die Leute legen ihre paar Euros in die Kollekte und man kann davon ausgehen, dass hier niemand das Atom spalten wird.
Diese Leute genießen zwar die Gemeinschaft und das Gemein(de)wohl, aber wenn das Allgemeinwohl daraus besteht, an Märchen zu glauben, wen soll das dann weiterbringen?
Was sagt das über das Leben aus? Man soll sich mit anderen treffen und Geschichten erzählen, die gegen alle Gesetze des Universums verstoßen, nur um den Tag zu überstehen?
Nein – was verrät das über deren Realität?
Der Prediger versucht sie darin noch zu bestärken, sich in trügerische Hoffnung zu wiegen und nennt das auch noch eine Scheißtugend. Mit der Tour lässt sich eine Menge Kohle machen. Aber klar, dahinter steckt ein völlig überzogenes Anspruchsdenken (siehe Strophe 3).


Moin Claudi,

mir fehlt zurzeit die Muße, um zu experimentieren, so halte ich mich lieber vorerst an das Motto: "Schuster, bleib bei deinen Leisten."

Welchen verschrobenen Protagonisten hättest du denn gern?
Frau Müller, Herrn Schmitz oder Familie Meier?
Meine Protagonisten findest du in 98 % der Weltbevölkerung, reicht das nicht?
Also wen sollte ich konkret zeigen?
Die Schlussfolgerung, so denke ich wenigstens, ist allgemeingültig, sie lautet nämlich, dass jeder sich auf seine Weise dem Kampf seines Daseins stellen muss und letztendlich auch wird, mehr ist da gar nicht, das ist die Lebensfalle, in der wir uns alle befinden.
Und der anonyme Wissende ist lediglich ein außenstehender Betrachter, der diese Dinge so aufgeschrieben hat, wie sie sich ihm darstellen.
Ob man damit konform gehen kann oder nicht, bleibt dabei völlig irrelevant, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Es tut mir leid, dass ich dich damit nicht ansprechen konnte, denn ich habe mir außerordentlich viel Mühe gegeben, die einzelnen Stropen auszuarbeiten, wie du meinen obigen Ausführungen durchaus entnehmen kannst.

Vielen Dank für deinen Kommi...


Hi Chavi,

also ich finde gar nicht, dass sich der Protagonist übermäßig aufregt.
Er belächelt doch mehr die Flausen, welche die Leute in ihren Köpfchen hegen.

Und dass jeder sein Leben und seinen Weg selbst in der Hand hält, das besagen doch die letzten beiden Zeilen des Textes.
Lächerlich sind nur diejenigen, die dies eben aus der Hand geben, indem sie sich irgendwelchen imaginären Märchen verschreiben.

Für den Pulitzer-Preis wird es ganz bestimmt nicht reichen, weil gerade die meisten Amis so schön religiös verblendet sind.
Die würden einen solchen Text nicht mal anschauen...

Danke für deine Antwort...


Moin Nachteule,

es mag durchaus sein, dass der Text ein wenig ausschweifend ist, aber er beschreibt eben das ganze Dilemma, indem die Menschen mit ihrem Glauben stecken, zumindest aus der Sicht eines gesunden, nüchternen Realisten, der weder von diesem Sprachvirus infiziert, noch von der Droge Religion berauscht ist.
Was das (nicht vorhandene) LI hier anklagt, kann man auch nicht verstehen, denn was klagt es an?
Es beschreibt doch nur die allgemeine Verdlödung durch die Vorliebe für imaginäre Märchen, da gibt es also gar keine Anklage zu verstehen.

Und wenn, dann findest du sie relativ versteckt in den letzten beiden Zeilen des Textes, die nämlich aussagen, dass sich jeder seinem eigenen Kampf stellt und die Wahl hat.
Wenn er sich dabei für die Verblödung entscheidet, dann tut er das in Übereinstimmung mit 98 % der weltbevölkernden Nacktaffen, denen ihr persönlicher Gott etwas eingehaucht haben soll, was sie Geist nennen und in Wirklichkeit lediglich eine wahnwitzige Vorstellung ist, die sich in ihr kleines subjektives Gehirn eingenistet hat.

Wo ist denn hier deiner Meinung nach ein unreimes Metrum?

Am Ende des Tunnels ein Licht käme richtig

xXxxXxxXxxXx

Da es keine zwei hintereinander betonten Silben in der akzentuierenden Lyrik gibt und das im metrischen Kontext zu lesen ist, sehe ich das also nicht so.

Die beiden Inversionen nehme ich billigend in Kauf, das nenne ich dichterische Freiheit. Man muss nicht alles in Alltagssprache schreiben, dafür ist es eben Lyrik.

Aber ich werde es mir für die Zukunft merken.

Vielen Dank für die kritischen Anmerkungen...


Ich bedanke mich für eure Kommentare...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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