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Alt 04.02.2015, 21:43   #8
wolo von thurland
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zunächst hallo thomas

danke für deinen beitrag. ich denke, jeder, der (gedichte) schreibt, kennt dieses schnörkelmonster. wenn ich ihm im obigen text an gewissen stellen "erlegen" bin, dann natürlich mit absicht (was nicht ausschliesst, dass ich ihm an anderen stellen unabsichtlich auf den leim gekrochen sein kann). ich glaube aber kaum, dass man da irgendwie speziell den erich kykal erkennen könnte, obwohl ihm möglicherweise auch so ein monster bei gelegenheit über die schulter guckt.

dass ein schreibender meinen text als gerichtet empfindet, kommt sicher daher, dass ich, wenn ich kommentiere, höchst selten in lob ausbreche, sondern meist punkte anführe, welche in meinen augen das vermeintliche kunstwerk ganz schön fleckig machen.
damit komme ich zu:

hallo erich kykal

ich schreibe gedichte. ab und zu lese ich auch welche. was von goethe oder schiller, auch mal was "modernes". und da stosse ich immer wieder auf stellen, wo der schreiber sich nicht auf eine klare aussage festlegt. ich hielt das für zu einem gedichteschreiber passend.
nun aber entschuldige bitte, dass ich so geschwurbelt habe, ich will das gut zu machen versuchen durch einen neuen kommentar, der den ersten ersetzen möge:

kommentar zwei:

gesamteindruck: der form nach flüssig in iamben gesetztes sonett, mit alternierenden m/w-kadenzen. ab der hälfte etwa auch mit ein paar cäsuren rhythmisiert.

stilistisch sehr schillernd, ohne klare linie. teils zuflucht nehmend zu phrasenhafter emphase (bsp. z9) oder syntaktisch wie semantisch „krumm“ gedrehten dingern (bsp. z7/8), teils auch schlicht anfängerhaft mit einem „man“ auf der ersten hebung der zeile (bsp. z10). auch mit krassen ungelenkheiten wie „enttäuscht, wer fürder unter hörern sass“ oder „kleinliche effekte“.

tja, beim ersten mal hatte ich eigentlich nur jene zwei stellen, welche mich bei einem forenlyriker wie mir stören würden, nennen wollen.
beim zweiten mal hinsehen merke ich nun, dass es mit viel kitsch und gestelzten phrasen eine hohe kunst (bsp. rilke, naja, vieles von ihm) der ganzen (!) „Moderne“ gegnüberstellt.
Wobei, wie ich erwähnt habe, nicht klar wird, ob du mit „Moderne“ alles meinst, was seit Rilke geschrieben wurde oder nur die Werke, die man literaturgeschichtlich der „Moderne“ zuordnet, womit dann deine jeremiade (wer? wer? oh, wer?) eigentlich einige dutzend jahre zu spät käme.

sorry, ich wollte viel netter schreiben, aber als ich dein sonett nochmals las, eckte ich an ecken an, die ich beim ersten mal umgangen hatte.

ich wünsche beiden einen schönen abend und uns allen viel kritik, damit wir nicht in einer wohlfühlecke stecken bleiben.
wolo von thurland
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