Thema: Antizeit
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Alt 28.01.2015, 19:50   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

nachdem ich zuerst den Text (nebst Alternativversion) gelesen hatte und dann die Kommentare dazu, kann ich dir nur sagen, dass ich den Begriff "Antizeit" von Anfang an als "fantastisch" empfunden habe.
Das ist eine Idee und sicherlich keine wissenschaftliche Aussage, denn selbstverständlich gibt es (noch) keine Antizeit, sonst würde sich das Universum nicht immer noch weiter ausdehnen.
Außerdem sind Raum und Zeit nicht trennbar.

Allerdings könnte ich mir schon vorstellen, dass in schwarzen Löchern die Zeit anders "tickt" als außerhalb.
Zwar müssen auch jene in Zeit und Raum sein, denn sie besitzen ja Masse und existieren, wie die physikalischen Gesetze allerdings innerhalb dieser Himmelskörper aussehen, bleibt vorerst spekulativ, wir können sie ja nicht einmal selbst beobachten, sondern nur die Anomalien, die durch sie verursacht werden.

Zitat:
In Himmelssphären kollidieren
jede Zeit und Antizeit,
werden sich im Blau verlieren
endlos weit und gegenweit.
Die Idee von "Zeit" und "Antizeit", sowie von "weit" und gegenweit finde ich gut.
Einzige Kritikpunkte:
"jede Zeit" und "im Blau".

Es gibt nur diese eine Zeit und "jede" Zeit würde aussagen, dass es mehrere Zeiten gibt.
Ich könnte mir zwar mehrere Zeitlinien vorstellen, doch die Zeit bleibt dabei immer diesselbe, als unumkehrbare Größe, die nur in eine Richtung zielt.

Auch das "Blau", in dem sich Zeit und Antizeit verlieren, ist eigentlich gar nicht blau, sondern schwarz.

Vorschlag:

In Himmelssphären kollidieren
Raum und Zeit mit Antizeit,
werden sich im All verlieren
endlos weit und gegenweit.

Zitat:
In schwarzen Löchern eingefangen,
nichts, das sie befreien kann.
Wie ein Biss von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.
Die schwarzen Löcher finde ich an dieser Stelle gelungen, denn einmal von einem schwarzen Loch eingefangen, kann sich wohl nichts mehr daraus befreien.
Der "Biss" der Würgeschlangen bereitet mir allerdings auch ein paar Probleme.

Vorschlag:

In schwarzen Löchern eingefangen,
nichts, das sie befreien kann.
Wie im Griff von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.

Zitat:
Was sind Gestern, Heute, Morgen?
Wie vermischt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine Alltagssorgen,
Leben keine Antizeit.
Die Conclusio gefällt mir auch sehr gut.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind Zeitformen und nur sie zusammen ergeben eine Ewigkeit.
Keine dieser Zeitformen könnte alleine existieren und da die Gegenwart die flüchtigste von allen ist, kennt die Zeit auch keine eigentlichen Sorgen.
Was vorbei ist, ist vorbei und was noch kommen wird, das soll so kommen.
Die Gegenwart kann man nicht festhalten.
("Alltagssorgen" ist allerdings ein wenig zu "vermenschlicht".)

Und das Leben ist ebenfalls eine Abfolge von Ereignissen und daher Zeit, also keine Antizeit.

Somit könnte man die Antizeit vielleicht mit dem Zustand der Nichtexistenz, beim Leben also der Tod, gleichsetzen.

Zumindest habe ich das jetzt so verstanden.
Deshalb liegt in diesem Text auch trotz aller Fantasie ein philosophischer Grundgedanke.

Allerdings vermischt sich die Ewigkeit nicht, da würde ich ein anderes Verb verwenden.

Und die jambischen Auftakte der ersten Zeilen finde ich überhaupt nicht schlimm, doch sollten diese durchgehend gesetzt werdeen, aslo auch in der dritten Strophe.

Vorschlag:

Doch was sind Gestern, Heute, Morgen,
wie erklärt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine solchen Sorgen,
Leben keine Antizeit.

Und jetzt noch mal zusammen:

In Himmelssphären kollidieren
Raum und Zeit mit Antizeit,
werden sich im All verlieren
endlos weit und gegenweit.

In schwarzen Löchern eingefangen,
nichts, das sie befreien kann.
Wie im Griff von Würgeschlangen
frisst die Zeit die Antizeit.

Doch was sind Gestern, Heute, Morgen,
wie erklärt sich Ewigkeit?
Zeit kennt keine solchen Sorgen,
Leben keine Antizeit.

Vielleicht kannst du ja damit etwas anfangen, denn ich habe versucht, möglichst dicht an deinem Text zu bleiben.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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