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Alt 30.08.2014, 17:30   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

den Titel möchte ich einfach mal so lassen, da er doppeldeutig gemeint ist.
Und warum sollte ich dann meine Metapher, wenn ich direkt im Titel den "Blickwinkel" vorgebe im Anschluss noch erklären?

Das erste Quartett zeichnet sich tatsächlich durch eine Überspitzung aus, indem es das Leben als ein Dasein voller Leid, Not und Qualen schildert, die Freude und das Glück sind hier absichtlich ausgeklammert. Sowohl im Death Valey, als auch in anderen Wüsten oder am Nordpol wäre alles schneller vorbei, die zeigen sich da gnädiger.
Da hat wieder eine gehörige Portion Zynismus Regie geführt.

Im zweiten Quartett zeigt sich eine Einsicht oder Erfahrung, dass man im Leben immer wieder dem eigenen Schicksal ausgesetzt ist, dagegen erst einmal gar nichts unternehmen kann und nur gutgemeinte Worte da auch nicht weiterhelfen.

Das erste Terzett zieht auch ein erstes Fazit, dass der Mensch, solange er lebt, eben auch hofft und sich an diesen Hoffnungen festhält, doch es kommt dabei immer auf den richtigen Augenblick an, in dem man sich den Halt sucht, denn seine Umwelt hält immer passende Ratschläge parat und alle anderen wissen es meist besser.

Im zweiten Terzett habe ich in der Zeile den Tempus verändert, denn dort sollte natürlich der Konjunktiv II für den Fall stehen, dass sich tatsächlich jemand von den Blendern (welche auch immer) verführen lässt, weil dies eben zu einer "magersichtigen", also einförmigen Sicht auf das Leben führt.
Nur wer sein Leben selbst in die Hand nimmt, kann auch Veränderungen herbeiführen.
Hier werden quasi zwei Einsichten vermittelt.
Zum einen, wer sich auf andere verlässt, der ist meist verlassen, zum anderen, dass sich die Welt eben nicht verändern lässt, sondern nur der Blick auf diese. Und dann kann es weitergehen.

Ich sehe darin überhaupt nichts schulmeisterndes, denn solche Einsichten kann nur jemand bekommen, der auch die entsprechenden Erfahrungen bereits gemacht hat.

Also:

Wer sein Leben als schwer und leidvoll empfindet und sich an einen anderen Ort wünscht, der sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Probleme damit nicht aus der Welt sind, denn er kann seinem Schicksal nicht davonlaufen.
Auch sollte er aufpassen, dass er in solchen Situationen nicht das Opfer irgendwelcher Blender wird, womit ich natürlich nicht seine Nächsten meine, sondern eher die Vertreter von religiösen, politischen oder anderen idealistischen Weltanschauungen, die gerne andere in einem solchen Zustand zu ihren Ideen bekehren, indem sie ihnen Erlösung, Erleichterung oder Verbesserung versprechen.
Dabei gilt es den richtigen Augenblick abzuwarten und den richtigen Augen-blick auf die Dinge zu wahren.
Denn fällt er auf die Blender herein, dann wird sein Blickwinkel einseitig, eben magersichtig.
Er kann für sich nur eine Veränderung herbeiführen, indem er seine eigene Einstellung zu den Dingen ändert.

Eine eigentliche Moral sehe ich darin nicht, eher eine kleine Lebensweisheit, die auf der Erfahrung und der Einsicht beruht, dass eine wirkliche Veränderung nur dann eintreten kann, wenn man seine eigene Sicht auf die Dinge ändert und dabei geduldig auf den richtigen Moment wartet.

Man kann das so annehmen oder auch nicht, das ist ja jedermanns eigene Sache.


Vielen Dank für deine Beschäftigung mit dem Text und deine Anregungen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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