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Alt 12.01.2014, 20:49   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Faldi!

Da sagst du ein wahres Wort! Aber das ist eben das ewige Dilemma der Jugend, nicht wirklich abschätzen zu können, wohin Taten- und sonstiger Drang mitunter führen, einfach weil es ihr an Lebenserfahrung und innerer Abgeklärtheit gebricht. Reif werden kann nur, wer seine Jugend überlebt, sozusagen...
Andererseits - wieviel Fortschritt und Veränderung gäbe es ohne diese fiebrige Energie, diese unbedarften Träume und die unerschöpfliche Kraft, sie umzusetzen? In den allenthalben gültigen Wahrheiten erstarrt wären wir nicht willens noch fähig, diese Welt noch ineressant zu halten - und würden an Langeweile zugrunde gehen!

Das meiste Böse auf dieser Welt, an dem wir uns messen, ist anderer und andersdenkender Menschen Versuch, aus ihrer Sicht Gutes zu tun! Nur wenige Menschen sind vorsätzlich und voll bewusst "böse", selbst der allgemeine Psychopath weiß ja nicht, was ihm an Empathiefähigkeit fehlt und handelt einfach nach den Parametern seiner sozial kastrierten Persönlichkeit, nur der Befriedigung der eigenen Ziele folgend.
Kaum einer geht aus der Tür seines Hauses mit dem geplanten Vorsatz: Heute tue ich etwas wirklich Böses! Selbst der simple Räuber rechtfertigt seine Taten meist mit ihm zugefügtem Unrecht, Ablehnung gesellschaftlicher Konventionen oder anderen Konstrukten "höherer Gewalt", die ihn quasi zu diesem Schritt zwangen!
Typisches Argument von Kriegsverbrechern: Ich befolgte ja nur Befehle! Sozialer Druck und Angst vor Ausgrenzung und Demütigung als Rechtfertigung selbst der unmenschlichsten Taten - man versucht sich angestrengt davon zu überzeugen, doch irgendwie "das Richtige" zu tun...

Ob man also nach seinem "Gefühl" lebt oder es ignoriert, man entscheidet von Tag zu Tag und stellt sich dem Urteil der Allgemeinheit, freiwillig oder nicht. Man hofft, dem jeweiligen kulturellen Kontext Genüge zu tun - oder ihn erfolgreich betrügen und anlügen zu können. Aus dem Konglomerat von Milliarden solcher täglichen Versuche kristallisiert mit jedem Augenblick dessen, was wir als "Zeit" bezeichnen das, was wir "unsere Welt" nennen - aber mit dem eigenen Gewissen und der eigenen Erinnerung muss ein jeder für sich selbst leben können!
Ob man also tätig die Welt beeinflusst oder einfach nur passiv dahinlebt - beides kann je nach Zufall der Umweltfaktoren richtig oder falsch sein. Das stellt sich immer erst hinterher heraus. Vor dem eigenen Bauchgefühl aber wird es für den Rest des Lebens immer ENTWEDER richtig oder falsch gewesen sein - und das wissen die meisten Menschen, mehr oder weniger bewusst - schon VORHER! Ob sie also ihrem Gewissen folgen oder es ignorieren, definiert einzig das wahre Böse.

Solcherlei Gedanken versuchte ich in dem Gedicht anklingen zu lassen oder zu reflektieren.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (12.01.2014 um 20:55 Uhr)
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