Thema: Steingeworden
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Alt 25.12.2012, 18:25   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ich hätte jetzt besser vorher nicht alle Kommentare und Antworten gelesen und mich an den Text selbst gehalten, dem ich vorab schon einmal ein Lob aussprechen möchte, weil er ein wirklich schönes und gelungenes Sonett geworden ist.

So gehen mir jetzt natürlich noch andere Gedanken durch den Kopf, die ich eigentlich lieber außen vor gelassen hätte.

Denn viel lieber läse ich die Zeilen aus der Perspektive eines wirklichen Steins, sozusagen als Fiktion, wie ein Stein sich mitteilen würde, wenn er es denn könnte oder aber wie sich ein menschliches Bewusstsein ein Steinsein vorstellen könnte.

Den ganzen emotionalen Schnickschnack dabei wegzulassen, kommt dem Text viel mehr zu Gute, denn es sind ja auch viele Fakten darin enthalten, welche die Existenz eines Steines ausmachen, die zudem noch in schöne lyrische Bilder gekleidet sind und das Geschehen vorstellbar machen.

In jenem Sinne hat mir dieses Sonett ausnehmend gut gefallen.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Hallo Wüstenvogel,

ich habe deinen Beitrag mit Interesse gelesen und möchte ein paar Gedanken dazu beisteuern.

Zitat:
Doch wenn Menschen wie Steine sind, wenn sie nichts (mehr) berührt,
weil alles an ihrer glatten Oberfläche abgleitet, wenn die Gefühle erstarrt
und versteinert sind - lohnt sich so ein Leben?
Solange ein solcher Zustand freiwillig und aus eigener Überzeugung herbeigeführt wird, muss es ja für den Betreffenden ein lohnendes Ziel darstellen, sonst würde er es nicht tun.

Zitat:
Es gibt sicher Menschen, für die das erstrebenswert ist - doch solche Menschen haben nie gelebt!
Diese Aussage ist zweideutig.
Bedeutet sie jetzt, solche Menschen hat es nie gegeben oder wenn ein solcher Mensch existierte, hat er eigentlich nicht gelebt?

Wir müssen natürlich voraussetzen, daß es für einen Menschen niemals möglich sein wird, genau wie ein Stein zu sein, also sprechen wir nur über einige Eigenschaften, die ein Steinsein ausmachen würden.
Wenn also ein Mensch auf alles verzichtet und gerade mal so viel zu sich nimmt und erledigt, wie überhaupt nur nötig ist, um seine organischen Funktionen aufrecht zu erhalten, sich aber ansonsten ganz in sich selbst zurückzieht und auf rein geistiger Basis existiert, dann wäre das die höchste Form des Asketen.
Dieser hätte die vorstellbar höchstmögliche Bewusstseinsebene erreicht und bis auf die o. a. alle weltlichen Dinge überwunden.
Keine Freude, keine Lust, kein Genuss, aber auch keine Angst und keine Leiden mehr und das bei vollem Bewusstsein.
Ich könnte mir eigentlich keinen schöneren Tod vorstellen, als diesen in jenem Zustand zu erfahren.
Und bis diese Stufe erreicht wird, hat der Betreffende durchaus gelebt, denn es erfordert seine ganze Kraft und seinen Willen, um ihn zu erreichen.

Und solche Menschen hat es gegeben. Zu allen Zeiten, in allen Kulturen bis heute. Nicht viele freilich, aber sie sind da.


Liebe Grüße

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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