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Alt 22.12.2012, 20:48   #9
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Liebe Dana,

ich muss Erichs zweitem Einwand zustimmen.
Allerdings würde ich "Schlüsseziehen" in einem Wort vorziehen. Das wäre dann ein zusammengesetztes Substantiv und das ist im Deutschen meist möglich.
Eine Regel kann ich allerdings zum speziellen Fall nicht benennen.

Das Gedicht ist beeindruckend in Ausdruck und Ausführung, die Bilder sind gut nachvollziehbar, wenn ich auch einwenden möchte, daß ich im vorliegenden Geschehen keine unbedingte Allgemeingültigkeit erkennen kann.
Deshalb ist es gut, daß der Text aus der Ich-Perspektive des Protagonisten erzählt wird.

Und manchmal denk ich, es sei alles, was mir widerfährt,
in einem unsichtbaren Buch vorab an mich geschrieben.


Das scheint manchmal wirklich so.
Jedoch gibt es unzählige Ereignisse, die den Lebensverlauf beeinflussen können. Und manche davon liegen nicht im eigenen Einflussbereich, so daß man es kaum vorher bestimmen kann.
Es heißt zwar immer, es wird so kommen, wie es kommen muss, aber wenn alles schon vorherbestimmt wäre, fehlte uns jede Selbstbestimmtheit und wir wären für unsere Handlungen nicht verantwortlich zu machen.
Manche Dinge aber kannst du selbst entscheiden und du hast immer die Wahl.
Und so geht es jedem Individuum, was auch indirekt dein Schicksal mitbestimmt.

Wie ein Naturgesetz, das in Balancen sich erklärt;

Ein Naturgesetz enthält Gesetzmäßigkeiten und damit quasi eine Balance zwischen den Relationen.
Im Leben aber kommen noch die unberechenbare Gefühle hinzu.

das Abgelehnte holte ein und zwang mich zu durchleben,

damit sich darin aus schon längst vergangner Dunkelheit
ein Sinn für mich ergibt zum Schlüsse ziehen und erkennen,
dass es notwendig war und ich befreit von Bitterkeit
verzeihen kann, um mich vertrauensvoll im Neubeginnen

den Dingen immer stellen kann, egal was dann geschieht.


Das kann passieren, muss aber nicht zwangsläufig.
Wer allerdings bereit ist, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinander zu setzen, der wird sich eventuell nicht überwundenen Traumata stellen und versuchen, seinen Frieden mit diesen zu schließen, vor allen Dingen, wenn ein Neubeginn bevorsteht.
Und der kann nur unbelastet geschehen, wer seine Lehren aus der Vergangenheit gezogen hat.

In jeder Ausweglosigkeit hält sich ein Licht verborgen,
das nicht erhellen soll, in seinem Kegel jedoch blüht
schon zaghaft eine Hoffnung an für einen neuen Morgen.


Ja, es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels, solange die Hoffnung lebt. Cicero hat ja nicht umsonst gesagt: "dum spiro spero".

Wie oft schon hat ein Unglück Perspektiven mir zerstört,
mir aufgezeigt, ich müsste leiden nur und überdauern.


Aus fast jedem Unglück entstehen Leiden irgendwelcher Art und manchmal kommen diese einem unendlich vor, weil sie kein Ende nehmen wollen.
Da heißt es dann manchmal, die Zähne zusammenbeißen und durch.

Nach Jahren erst hat das Geschehene sich umgekehrt,
mit ihm die Fähigkeit, Vergangenes nicht zu betrauern.


Tja, und dann ist es überstanden, auch wenn die Qualen manchmal Jahre andauern, aber wenn sie dann endlich ein Ende gefunden haben, können sich die Verhältnisse umkehren. Aber ihr Ende ist die Voraussetzung dafür.

Im Gegenteil, so manches Unheil hat viel mehr bedingt:
Ich ging durch Räume, die mir neue Welten offenbarten,
nicht selten war ein neues Glück, nur scheinbar aufgedrängt,
auch mein Gewinn - ein Spiel hat zweiunddreißig Karten.


Wer mit wachen Augen durch die Welt geht, lernt aus seinen Fehlern oder aus den Dingen, die einfach schief gelaufen sind und kann sich somit durch seine Erfahrungen durchaus neue Räume erschließen.
Selbst jene Räume, die nur für einen gewissen Zeitraum betreten werden, können einem helfen, ein Unglück, ein Leiden zu lindern.
Es kommt halt immer darauf an, welche Karte das Schicksal für einen bereit hält.
Und ein normales Kartenspiel hat nun mal 32 davon, jede davon mit einer anderen Bedeutungsschwere und einem eigenen Trumpfwert.

Und manchmal, ja manchmal bekommt man eben den Kreuz-Buben.
Man muss ihn nur erkennen und richtig ausspielen. .. .


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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