Hallo Falderwald,
vielen Dank für deine Mühe, mir die Feinheiten des Daktylus nahe zu bringen. Allerdings verstärkt sich bei mir der Eindruck, dass selbst diese großen Meister der Dichtkunst in deinen Beispielen nicht durchgängig daktylisch gedichtet haben.
So enden, wenn ich es richtig sehe, zwei Strophen in Schillers Gedicht "Ehret die Frauen" nicht daktylisch:
Treue Töchter der frommen Natur
XxXxxXxxX = ich sehe es so, dass auf einen Trochäus zwei Anapäste folgen
Und ver-ei-nen, was e-wig sich flieht.
xxXxxXxxX = Anapäste
Bei Erich Mühsams Gedicht "Zum Beginn" fällt schon die zweite Zeile
Wollt ihr das Glück, so schaffet das Rechte!
XxxXxXxxXx
aus der daktylischen Metrik.
In der folgenden Strophe kann ich die Metrik stellenweise überhaupt nicht mehr zuordnen, zumindest kann ich keine Daktylen mehr erkennen.
Pestluft lagert über der Welt;
XxXxXxxX
um das Große drängt sich die Kleinheit;
xxXxXxxXx
trübe Dünste verfinstern die Reinheit,
XxXxxXxxXx
und der Mensch ist vom Haß entstellt.
xxXxxXxX
Um des Daseins armselige Brocken
XxXxXxxxXx?
sind alle Fäuste wütend geballt.
XxxXxXxxX
Da hältst du in deinem Gedicht das Versmaß noch besser ein, wenn es auch nicht ganz durchgängig daktylisch ist. Für mich als Humordichter scheidet dieses Versmaß aus, es schränkt meine Möglichkeiten, mich mit Wortspielen auszudrücken, zu sehr ein. Das gilt sogar für Limericks, die ich generell amphibrachisch anlege, wobei ich Limericks bisher metrisch als Daktylen mit unbetontem Auftakt angesehen habe.
LG Fridolin
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