Thema: Im Sterben
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Alt 05.01.2012, 09:50   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Guten Morgen, Erich,

hier kommt die Technikerin. Ich mache nur Spaß.

Mal im Ernst: Ich mag deine Gedichte, ich finde sie sehr gut und ich lese sie immer wieder gerne. Wenn ich dann irgendwelche Vorschläge mache, meine ich es gut. Es ist eben so, dass ich denke: Hier ein Eckchen rundfeilen, vielleicht da ein klein bisschen polieren, und - optimal. Glaubst du in schlechten Gedichten würde mich so ein Eckchen stören? Genau umgekehrt! Weil Gedichte von dir gut sind, stören sie mich - und du hast ja auch nicht in allen Gedichten solche "kleinen Stellen" drin, nur ab und zu mal. Und da möchte ich eben gerne den Polierlappen schwingen, um das "Maximale" rauszuholen. So bin ich eben, ich habe ein gutes Gedicht eben gerne "maximal gut" ...

Es ist ein gutes Gedicht, mit einer poetischen Sprache, die du gut beherrschst. Also erst mal: Es gefällt mir, in Ordnung?

Ich finde auch den Plural "Die Himmel" in poetischer Hinsicht "schön". Weshalb sollte es auch nur "einen" Himmel geben? Ich stelle mir darunter das "Wandelspiel" vor, das hier auch dargestellt wird. Das "Bild", das ich hier "empfange", wechselt vom blauen Himmel mit Sonnenschein über das Aufziehen von Regenwolken und dem grauen "Regenhimmel" wieder zum blauen Himmel mit Sonnenschein. Gefällt mir.

Meine Lieblingsstelle:

Zitat:
Ach, könnte es immer so bleiben,
ach, bliebe auch ich immer hier.
Das Wort "immer" findet sich hier in zwei Bedeutungen. Es harmoniert gut mit der Kernaussage des Gedichts: Der "Wandel" des Lebens und die Vergänglichkeit - und hier der gefühlte "Wunsch", etwas Schönes dürfte "dauerhaft bleiben". Das LI möchte, das die Schönheit nicht vergeht. Kein Egoismus, wenn das LI selbst "bleiben" will. Ich sehe darin die impulsive Empfindung eines Augenblicks - ach, wenn doch Schönheit nicht vergehen müsste. Ich kenne diesen Wunsch. Es ist etwas Spontanes, denn schöne Momente sind selten, Hässlichkeit gibt es in der Welt genug. Ich möchte "Schönheit" manchmal auch am liebsten "festhalten".

Aber das Gedicht sagt es ja deutlich: Es geht nicht. Die glitzernden Regentropfen verdunsten in der Sonne.

Zitat:
dass niemand an ihnen erblinde
im dunkel verträumten Gemach.
Das LI ist sich aber auch bewusst, dass der Wunsch trotzdem besser nur Wunsch bleibt. Das Gedicht passt gut in die Denkerklause, denn hier denke ich mir: Vielleicht würde die Schönheit, wäre sie von Dauer, "blind" machen. Ich war früher einmal im Urlaub in Italien, am Meer. Für mich war der Anblick eines Sonnenuntergangs traumhaft schön - für die Anwohner eine Alltäglichkeit, die sie gar nicht mehr bemerkten ...

Und wenn ich jetzt eine Anmerkung mache, teile ich dir nur mit, was ich fühle - es ist keine Kritik und du musst selbstverständlich nichts ändern. Ich habe nur das Gefühl (nur meines!), dass Sterben in Verbindung mit Wonne einfach zu "stark" kontrastiert. Das Werden und Vergehen ist gut, sinnvoll und richtig. Es ist auch richtig, dass Schönheit sich auf kurze Zeiträume beschränkt, sonst würden wir ihr gegenüber irgendwann "blind". Nur kann ich einfach Sterben nicht mit Wonne in "Einklang" bringen, da ich einfach der Ansicht bin, dass Sterben keine Wonne ist. Jetzt nimm mir mein Empfinden also bitte nicht übel, ja? Ich teile dir nur mit, wie es auf mich wirkt - nur ein Feedback darüber, wie es bei mir als Leserin "ankommt".

Also: Es ist ein schönes Gedicht. Ich habe es gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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