Thema: Teufelskreis
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Alt 06.12.2011, 13:03   #5
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 24.04.2011
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Hallo Stimme der Zeit,

Ich möchte dich zu diesem mutigen Experiment beglückwünschen, welches mir sehr gefällt. Die Form des Gedichts ist nicht nur Interessant, sondern erzeugt, passend zum Inhalt Spannung. Der wesentliche 'Dreh- und Angelpunkt' ist die mittlere Strophe. Die ersten beiden Strophen beschreiben einfach nur den Gedankenkreis zwischen Tag und Nacht, bzw. Hell und Dunkel. weiblicher Wechselreim, alles fließt natürlich dahin. Es könnte sorglos so weitergehen, wie alles bleibt, wenn die Sonne auf- und niedergeht. Doch in der dritten Strophe nimmt die Dunkelheit überhand. Die Zeilenenden werden männlich hart und die Paarreime, die obendrein unrein sind, erzeugen (wegen des Kontrasts zu den reinen Reimen der beiden ersten Strophen) unweigerlich Spannung. Und dann geschieht es genau in der Mitte der 3. Strophe, dass mit der Frage nach dem Sinn des Gedankenkreisens ('Was hilft..?') das Denken über das kreisende Denken beginnt. Dieses Abgleiten in eine andere Ebene ist verbunden mit einer Wertung. Dunkel und Hell stehen nicht mehr, wie in den beiden ersten Strophen, nebeneinander, sondern, das 'Leuchten' wird plötzlich zur 'Illusion' und die 'Dunkelheit' wird zum 'Spott und Hohn lachenden' Teufel. Die letzten beiden Strophen versuchen sich aus diesem tiefen Kreis des 'Wahnsinns', den der Volksmund treffend 'spinnen' nennt und den ich selbst ein wenig von Migräneanfällen her kenne, zu befreien. Ganz gelingt das nicht, aber eine Richtung wird angezeigt, die unreinen Reime bleiben, aber es werden in der letzten Strophe wieder weibliche Reime, die auf das Wort 'durchbrechen' zulaufen. Der Leser verlässt das Gedicht betroffen mit diesem Wort - 'durchbrechen'.

Das Gedicht ruft Fragen wach. Bei mir z.B.: Gibt es nur den Ausweg der Stärke? Kann nicht auch eine gelassen Resignation in den Wechsel von Hell und Dunkel ein Ausweg sein? Ist der Ausgangspunkt, die negative Wertung als Illusion, notwendig? Vielleicht gehören Illusionen ja zum menschlichen Denken dazu und sich durchaus hilfreich für die Verarbeitung unserer Gedanken? Das gäbe der Poesie und der Kunst einen ganz anderen Stellenwert, als unser von Logik geprägtes Weltbild erlaubt.

Abschließend noch eine klitzkleine Kritik. Das Hamsterrad ist mir ein zu niedliches Bild und nicht ganz treffen, da das Tierchen jederzeit aus seinem Spielzeug herausspringen kann. Ein in eine Drehmühle eingespannter Ochse kann das nicht. Das 'trotzdem' in der letzten Strophe klingt überflüssig, bzw. es steht auf etwas zu dünnen Beinen und müsste besser erklärt werden. Auch das 'absurd' passt meiner Meinung nach nicht gut für die 'Quadratur des Kreises', die war, bevor man die transzendenten Zahlen entdeckte, nicht möglich, aber 'absurd'? Hoffentlich war ich nicht zu pingelig.


Liebe Grüße
Thomas
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