Hallo, Cebrail,
ich stimme hier Chavis inhaltlicher Interpretation zu, für mich ist es nur ein wenig unklar, ob das LI wirklich "abwesend" ist (also körperlich) oder ob es "da und nicht da" ist, denn auch in diesem Fall könnte "Stille" herrschen ...
Dann könnte der Rahmen mit dem Bild auch den Charakter einer "Selbstermahnung" besitzen. (Das ist aber nur eine "Denkvariante" aus einer inhaltlichen Nuance heraus.)
Ich finde, die letzten beiden Verse deuten darauf hin:
Zitat:
Schwester Nacht kratzt an die Wände,
als ob der Tag allein nicht reicht.
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Die "Stille" herrscht auch nachts noch vor ...
Mir gefällt die Bezeichnung "Schwester Nacht", eine schöne Metapher; denn es heißt ja "Der Tag (Bruder?)" und "Die Nacht".
Formal, da gibt es schon ein paar Stellen, an denen es etwas "hakt", ginTon und Chavi haben das ja bereits angesprochen. Das Komma kann weg, ja, aber dafür fehlt woanders eins. Ich zeige es mal auf:
Zitat:
Dieser Tag, er weiß kein Echo, - eingefügter Nebensatz, also ein "Komma-Paar"
hüllt mich ein in schweren Samt,
lässt ein Staubkorn träge tanzen,
gibt der Stille ein Gewand.
Dieser Tag hat keinen Namen,
ich hab ihn nach dir benannt, - wie Chavi und ginTon richtig anmerkten, hier war ein Komma zu viel
leg sein Bild in einen Rahmen
und häng es an meine Wand. - eigentlich liegt von der "Silbenwucht" her die Betonung auf "häng", nicht auf der Konjunktion "und", aber es geht (mit ein wenig "gutem Willen" ), nur als Anmerkung "für die Zukunft" sozusagen
Dieser Tag wird immer bleiben,
fest verankert in dem Blut,
um mein Boot dran zu zerreiben,
wenn es sinkt, erlischt die Glut.
Hier wird es ein wenig "holperig":
Dieser Tag findet sein Ende, - XxXXxxXx (findet kann nicht findet betont werden)
wenn das Licht dem Dunkel weicht.
Schwester Nacht kratzt an die Wände,
als ob der Tag allein nicht reicht. - hier ist das Problem, dass Tag betont werden muss, daher ist dieser Vers "automatisch" ein Jambus. Kann aber so stehen bleiben, denn als letzter Vers kann dieser "Wechsel" auch gut "wirken".
Mein Vorschlag wäre: Dieser Tag erreicht sein Ende,
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Ich habe gestern durchaus die Wahrheit gesagt, ich finde das Gedicht sehr schön, der Inhalt ist gut geschrieben; besonders die Metaphern sind - das kannst du wirklich - ausgezeichnet gewählt; ebenso wie die strophenübergreifende Anapher "Dieser Tag". Es gibt nur ein paar kleinere "Formfehlerchen", die aber leicht zu beheben sind und dem Gedicht noch den "letzten Schliff" geben würden.
Gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme