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Alt 07.09.2011, 16:15   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Odi!

Wunderbar weicher Sprachfluss, akzelerierte Wortwahl, bildgewaltiges Kopfkino...solche Phrasen drängen sich da auf. Ihr Pathos würde aber dem harmonischen Gang deiner Poesie nicht gerecht - auch wenn du dich einer sehr klassischen Sprachhabung befleißigst (ich liiiebe das!), wirkt dein Gedicht nie pompös oder staksig, wie ich finde.

Einzig bei der (ansonsten wunderbar gewebten) Conclusio habe ich einen kleinen Vorschlag:

In der allerletzten Zeile heißt es: "was er ließ" - das bezieht sich wohl auf den Himmel, der Raureif auf's Gefilde legt, das wiederum von Schnee bedeckt wird, damit der Frühling die so konservierte Natur so vorfinde, was er (der Himmel des letzten Jahres) verloren hat. Kommt das in etwa hin?

Nun, diese "Klammer" ist schon gewaltig und inhaltlich sehr verschachtelt - ich halte mich für relativ geschult in solchen Dingen, doch ich hatte eine Weile zu tun, um dem Gang des Sinnes diesen "Herbstnebel" zu folgen.

Sollte allerdings der Winter mit dem "was er ließ" gemeint sein, ist die Klammer nachvollziehbarer, aber wie du merkst, kann es immer noch missverständlich sein.

Mein Vorschlag daher:
"damit der Frühling finde, was er hinterließ."

"finde" finde ich einfach sprachmelodisch schöner als "findet", und es passt ebenso, ohne den Sinn zu ändern. Statt einer Tatsache beschwören wir eben die Möglichkeit...
Und "hinterließ" macht diesen Satzteil allgemein verständlicher. Man kommt leichter drauf, was - und wer - gemeint ist, denke ich.
Was hältst du davon?

Sehr gern gelesen und beklugscheißert!

LG, eKy
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