Thema: Wankelmut
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Alt 04.09.2011, 19:26   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Erich,

ja, die meisten Menschen sind sehr wankelmütig, ein treffender Titel. (Allerdings sprichst du mit einem sehr konsequenten, oft sogar "sturen" Exemplar. ) Wobei ich mit der von dir hier verdichteten Verhaltensweise öfter konfrontiert war, als mir (oder irgendjemandem) "lieb" sein konnte ...

Zitat:
Wie sind wir ewig hingegeben an das Vage,
das wir zum Ziel uns setzten vor der Zeit.
Erfahrung lehrte früh uns, dass die Tage
nicht Wahrheit weisen, nur Gelegenheit.
Wie oben erwähnt, widerspreche ich dir. Meine persönlichen Ziele sind scharf umrissen und an der Wirklichkeit bzw. Erreichbarkeit orientiert. Leider kenne ich die "Gelegenheitshörigen" nur zu gut. Ich "ziele" nicht auf Gelegenheiten, aber ich ergreife sie beim Schopf, sollten sie sich unvorhergesehen bieten.

Zitat:
Wir haschen gierig nach den kleinen Chancen,
als glaubten wir nicht wirklich an ein Glück.
Wie Huren machen wir der Welt Avancen,
und geben so Verdientes nie zurück.
Ich glaube nicht an das Glück, denn es ist bestenfalls ein "kurzer Höhenflug der Gefühle", und so rasch vorbei, wie es kam. Wonach lohnt es sich zu streben? Nach Zufriedenheit, dem "kleinen Glück", das man, so man es möchte, jeden Tag genießen kann. Das hat nichts mit falscher Bescheidenheit oder Schicksalsergebung zu tun, sondern mit ruhiger Akzeptanz dessen, was man unmöglich ändern kann. Viele Menschen "verkaufen" sich, damit hast du recht. Sie nehmen, aber sie geben nicht. Eine erbärmliche Verhaltensweise. Wenn ich jammern und klagen wollte, könnte ich das tun. Ich habe mehr als genug zu essen; wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, fließt unbegrenzt sauberes, kaltes oder heißes Wasser heraus. Meine Güte, ich spüle meine Toilette mit sauberem Trinkwasser! (Leider.) Ich habe eine Wohnung und sogar einen Computer. Elektrischer Strom sorgt für den Komfort einer Kühl-Gefrier-Kombination und im Winter, wenn es kalt ist, spendet die Heizung Wärme. Auch an Bekleidung mangelt es nicht. Wenn ich krank bin, kann ich zu einem Arzt gehen oder mich in einem Krankenhaus sogar operieren lassen. 2/3 der Menschheit hat das alles nicht, nicht einmal sauberes Wasser, und von der Dreckbrühe, die als Ersatz dienen muss, ebenfalls viel zu wenig. (Ich arbeite in einem Sozialunternehmen, akzeptiere den geringeren Verdienst, kaufe Second-Hand und besitze kein Auto - denn ich will und brauche keines. Ich gebe zurück ... )

Zitat:
So leicht verraten wir, wonach wir streben,
und tun, als hätten wir es nie gewollt,
wenn jenes Ziel, für das wir grade leben,
dem Mut zu schwer wird und ihn überrollt.
Die "Rückzieher-Mentalität" beim Auftreten der kleinsten Schwierigkeiten. 99 von 100 Menschen sind so. Sie können selbst die Möglichkeit eines Scheiterns oder Versagens nicht akzeptieren, daher verleugnen sie, je auch nur die Absicht gehegt zu haben. Vor allem belügen und überzeugen sie sich selbst ...

Ich sage mir: Hat nicht funktioniert. Also fange ich noch einmal von Vorne an. Wenn es sein muss, auch ein drittes Mal. Aufgeben ist nicht mein "Ding", und zu begangenen Fehlern stehe ich.

Formal ist es gut gelungen, meine Anerkennung, denn hier verzichtest du völlig auf Elisionen, ebenso ist die "Sprache" im Sinne des gewählten Vokabulars sehr schön passend zur Thematik.

Auch wenn ich die in diesem Werk vermittelte Ansicht (persönlich) nicht teilen kann, weiß ich sehr wohl um deren Existenz, daher:

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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