Liebe Stimme,
ich habe mir dein neues Werk ein wenig aufgeteilt und lese mich immer wieder ein.
Die nachdenkliche Aussage ist klar erkennbar. Die hohen Herren (Opportunisten) nutzen ihre (finanziellen) Vorteile - doch alle, auch die graue Masse, spiegeln Bitterkeit, Zynismus und Streit.
Nur einer, der Einsame, kehrt diesem Geschehen den Rücken.
Ich sehe ihn fast bildlich, wie er sich auf den Weg macht und finde ihn vom Gefühl her weit weniger einsam als die übrigen Insassen.
Er kommt vielleicht später nach Haus, aber er wird anders ankommen.
Nun aber zur Form, zum Reim und Metrik.
Es fährt der Zug der Zeit auf seinen Sch
ienen,
so viele Leute kaufen einen Fahrsch
ein,
im Handgepäck ein Herz voll Bitterk
eit.
Als Proviant dient ihnen der Zyn
ismus,
dazu noch eine Flasche kalter Str
eit.
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...... oder: XxXxXxXxXx
Sie setzen sich mit ausdruckslosen M
ienen,
ein jeder will für sich alleine s
ein.
"Herr Schaffner, hier: Ich fahre erster Kl
asse,
befreien Sie mich von der grauen M
asse!
Einhundert Euro für Opportun
ismus,
ich zahle gut für einen Fensterplatz!"
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Wer fährt noch mit auf diesen blanken Gl
eisen?
Die Eifersucht, der Hass und auch der Neid,
denn diese Geister sind die wahren H
erren.
Am Bahnhof steht ein Mensch voll Einsamk
eit,
er spürt den rauhen Fahrtwind an sich z
erren,
zerreißt sein Ticket: "Ich will so nicht r
eisen!"
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- Dreht sich um und geht zu Fuß nach Haus.
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Die Metrik scheint stimmig und im letzten Vers gewollt.
Das Spiel mit Reimen ist anders, aber gut - nur:
Es fährt der Zug der Zeit auf
seinen Schienen
Hier stört mich etwas. Jeder Zug fährt auf Schienen, ob es die seinen sind?
Ich sähe hier lieber eine Beschreibung für die Schienen, ohne einen besseren Einfall zu haben.
Der Zug der Zeit er fährt auf ..... Schienen,
so viele Leuten kaufen einen Fahrschein
Der Zug fährt bereits und die vielen Leute kaufen einen Fahrschein. Mir passt die Reihenfolge nicht.
(Allerdings werde ich jetzt unsicher, ob es nicht Züge gibt, wo man tatsächlich während der Fahrt löst - hier im kl. Städtchen gibt es das nicht.
Auch ist es der Sprachklang, der nicht so "fluppt".
Ich tue mich schwer im Erklären.
Mir schwebt so etwas vor:
So viele Menschen lösen (kaufen) einen Fahrschein für eine Reise mit dem Zug der Zeit - verstehst du?
Dann die Menschen
voll Bitterkeit und der EINE
voll Einsamkeit.
Das doppelte "voll" fällt auf.
Bei deinem gewollten "Spiel" mit Reimen, kannst du die Einsamkeit evtl. anders beschreiben - wie, weiß ich nicht.
denn diese Geister sind die wahren Herren.
Das gönne ich diesen Herren nicht, dass sie wahr sind. Es sind die hohen Herren auf höchster Eisenbahn.
Der Titel ist wörtlich und wortspielerisch gut gewählt.
Gerne eingelassen, gern ein wenig gekrittelt
und meine Grüße sende ich mit dem Wind zu dir,
Dana