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Alt 18.12.2010, 19:38   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Blaugold und Lipiwig,

jetzt muss ich mich einfach noch mal zu Wort melden.

Ich möchte mich allerdings nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, denn Stephen Hawking's Buch "Die kürzeste illustrierte Geschichte der Zeit" habe ich noch nicht gelesen. (Ist bestellt, aber noch nicht eingetroffen, ich warte schon sehnsüchtig.)

Soweit ich vorab informiert bin, ist für Stephen die Zeit die 4. Dimension.
Dazu kann ich noch nichts sagen, doch als (inzwischen) bekennender Kant-Fan habe ich natürlich die Kritik der reinen Vernunft verschlungen und verinnerlicht.

Es fällt demnach sehr schwer, etwas zu beurteilen, was außerhalb unserer sinnlichen Wahrnehmung liegt und das tun Raum und Zeit ganz gewiss.
Sie sind für uns nicht greifbar und entziehen sich allen unseren Sinnen.
Den Raum als solchen können wir überhaupt nicht wahrnehmen, höchstens die Dinge darin, die sich unseren Wahrnehmungen präsentieren.
Und der Bewegungsablauf dieser scheinbaren Dinge ist nichts anderes als die Zeit, die ebenfalls nicht fassbar ist.

Logisch aber erscheint es mir nicht, wenn man fragt, gab es vor dem Raum schon die Zeit?

Warum?

Raum und Zeit bedingen sich zwar gegenwärtig in unserer Welt, doch es wäre vermessen, wenn wir behaupteten, das eine könne ohne das andere nicht existieren.

Wenn der Raum und damit unsere Welt (als Ganzes) einen Anfang gehabt hätte, dann wäre dies zumindest ein Indiz dafür, daß es ein davor gab.
Und dies ist wiederum ein zeitlicher Begriff.
Es kann davor aber keine Unendlichkeit gegeben haben, weil dieser Zustand eben nicht unendlich gedauert hat, sonst hielte dieser immer noch an.
Mit jedem Anfang aber, also auch dem Anfang unserer Welt, endet ein Zeitabschnitt, zumindest endete die Zeit der Nichtexistenz unserer Welt.

Somit ist diese Frage a priori nicht logisch und kann so nicht gestellt werden, denn wenn wir von einem Anfang der RaumZeit ausgehen, bleibt immer noch die Frage nach dem davor (s.o.).
Wenn davor Nichts war, eröffnet sich also eine neue Frage, denn was soll aus dem Nichts entstehen?
Wo nichts ist, kann auch nichts entstehen.

Selbst wenn wir ein höchstes notwendiges (und sich selbst bewusstes) Wesen annehmen, was wir aber nicht können, denn es stellt nur eine Möglichkeit von unendlich vielen dar, so müsste dieses schon existiert haben, als es sich dazu entschloss, die Welt, wie wir sie erfahren, zu erschaffen.

Wenn es aber keinen Raum gegeben hat, wo sollte es dann existieren als eben in der Zeit, wo es an einem bestimmten Punkt die Welt erschuf?

Und ich bitte jetzt darum, nicht mit irgendwelchen spekulativen Dogmen zu antworten, denn wenn es ein solch höchstes notwendiges Wesen gibt, dann existiert dieses außerhalb jeder menschlichen Erfahrungsmöglichkeiten und es wäre eine fatale Vermessenheit, ihm irgendwelche Eigenschaften und Fähigkeiten zu unterstellen, was aber typisch für den menschlichen Sophismus wäre, weil der Mensch das Pferd nämlich immer von hinten aufzäumt, indem eine bloße (unbewiesene) Idee (ein Ideal) vorausetzt, an welches er alle Bedingungen knüpft.

Aber ich glaube, das würde jetzt dieses Thema sprengen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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