Thema: Der Sucher
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Alt 14.10.2010, 13:15   #14
norbert
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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liebe larin,
du weißt, das ich dein dichten und denken schätze, beides zeugt von talent und klugheit!
noch vor zehn jahren hätte ich deinen gedanken fast übereinstimmend zugestimmt - mittlerweile sehe ich einiges anders (nicht, weil ich intelligenter wäre, eher, weil ich älter geworden bin...)
im einzelnen:
ob sokrates nun genau richtig übesetzt wurde oder nicht, eines sollte doch klar sein: so viel man auch weiß oder wüsste - die menge des ungewussten/unbewussten ist bei weitem größer!
ich hab noch mal im net - ausgehend vom originalzitat in griechischer schrift - grforscht, tatsächlich heißt die genaue übersetzung "ich weiß, dass ich nicht weiß". - er geht also von einem wissensfundament aus, sieht aber die grenzen seines wissens, hinterfragt also alle erklärungen, die man zu wissen "meint" - damit kratzt er an religiösen "werten" bzw. den ideologischen, der macht dienenden "erklärungen", das schafft unruhe, sodass er zum schierlingsbecher greifen muss...
ob die die menge des ungewussten/unbewussten bei weitem größer ist als das gegenteil, bezweifle ich ebenfalls - das mag sich bei quantitativem wissen bewahrheiten, bei qualitativem sehe ich das nicht mehr.

was auch besonders schwer zu erlernen ist, ist die tatsache, dass der andere eben anders ist, ander fühlt, anders denkt, andere bedürfnisse hat - dass meine werte eben nur meine werte sind und erst dann zu allgemeingültigen werten werden, wenn es ein gesellschaftliches übereinkommen gibt.

klar, jeder ist mehr oder weniger durch seine herkunft geprägt, wissenschaftlich und kulturell. das ist sogar notwendige basis für eine weiterführende entwicklung (kant: "der mensch kann ohne vorurteile nicht denken") ich denke, man muss sorgsam "abklopfen", welche kultur welchen stand erreicht hat, sodass man sich - belehrt bzw. belehrend - gemeinsam weiterentwickelt.
ich glaube, dass wir heutzutage unsere "individualität" oft überschätzen. es war sicher ein verdienst der aufklärung, diese anzuerkennen - mittlerweile scheint es mir aber, dass die lobbies der modeschöpfer, schönheitschirurgen, psychotherapeuten etc., die so phantastische damit geschäfte machen, bewusst vom "verbindenden" der individuen ablenken.
lieber gruß
norbert
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