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Alt 22.06.2019, 18:35   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Zitat:
Zitat von waterwoman Beitrag anzeigen
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Braune Augen, die verbrennen
jedes kleine Abwehrwort,
werden jenen Namen nennen,
stumm und tief an jenem Ort,
wo wir uns seit Jahren heimlich
trafen, liebten und uns kosten.

Doch die Glut in deinen Augen
wird verbrennen jede Schuld,
wird nicht zur Vergebung taugen,
werben auch nicht um Geduld.
Da, wo wir seit Jahren heimlich
küssten, wird die Liebe rosten.


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Hi WW!

Ein schöner, sehr lyrischer Text um die Vergeblichkeit einer Liebe angesichts kultureller Indoktrination, die zu Schuldgefühlen führt.

Demgemäß sollte in S2Z2 eine Negierung stehen, denn wenn, wie in der folgezeile beschrieben, die Glut seiner Augen nicht zur Vergebung taugt, dann kann sie eben auch keine Schuld verbrennen.

Zudem enthält der Text sehr viele Inversionen (Verdrehungen der normalen Satzstellung, hier in S1Z1/2, S2Z2, Z4), die entgegen mancher Ansicht eben NICHT lyrisch klingen oder sprachlich elegant wirken!

Mit kleinen Korrekturen könnte man die Inversionen umbauen.
Der zwar korrekt beschreibende, aber sprachlich doch recht dröge Terminus "Abwehrwort" ist ebenfalls eher stimmungstötend für das lyrische Gefühl.

Der Reim "kosten/rosten" ist unrein, da ersteres "o" lang und betont ist, letzteres kurz und unbetont.

Ich erlaube mir den Versuch einer inhaltlich (für mich) stringenten Satzführung ohne Inversionen und mit reinen Reimen:


Braune Augen, sie verbrennen
jedes kleine Gnadenwort,
wollen keine Namen nennen,
stumm und tief an jenem Ort,
wo wir uns seit Jahren heimlich
treffen, lieben und umwerben.

Doch die Glut in deinen Augen,
sie vernichtet keine Schuld,
wird nicht zur Vergebung taugen,
auch nicht werben um Geduld.
Da, wo wir seit Jahren heimlich
küssten, wird die Liebe sterben.


Lies und entscheide selbst, ob du etwas ändern möchtest.

Gern gelesen!

LG, eKy
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