Hi Liara!
Warum du ausgerechnet den Titel klein schreibst, wenn du dich im Gedicht eh an die normale Rechtschreibung hältst, erklärt sich mir nicht so ganz.
Das Gedicht selbst gefällt mir, es zeigt, wie bald die Indoktrination zu Vorurteil und Rassismus beginnt - wie Kinder unreflektiert das beiläufige Gebrumel ihrer Eltern verinnerlichen und tätig nachahmen, um sich für etwas Besseres halten zu können, was dem kindlichen, ewig unsicheren Gemüt die Illusion von Stärke und Macht verleiht.
Das LyrIch ist Teil einer bunten Schar, vielleicht eine Flüchtlingsbetreuerin oder so. Sie schaut hinter die unterschiedlichen Hautfarben, sieht nur Menschen. Die Eltern der steinewerfenden Kinder vermögen das nicht. Für sie ist alles Fremde, Ungewohnte feindlich, stört das "Wie's-schon-immer-war".
Das Hebungsschema deiner Strophen ist 4-3-4-3. Unbetonter Auftakt, Kadenzenschema mwmw und mmmm alternierend.
Ein paar Tipps:
Auf einer Bank, da sitze ich
mit allen meinen Lieben,
Kein Komma hier am Zeilenende.
in Schwarz, in Braun, Rot, Gelb und Weiß.
Ich glaube, wir sind sieben.
Wir knuspern warme Butterbrez’n
Kadenzenbruch - "Butterkeks" würde passen.
und trinken süßen Wein.
Wir reden über Hunz und Kunz,
Es heißt eigentlich "Hinz und Kunz". Absichtliche Verzerrung?
da fliegt der erste Stein.
Die Nachbarskinder kichern laut,
Kein Komma am Zeilenende.
dort hinter ihrer Hecke.
Noch denken sie, wir wissen nicht,
wer hinter all dem stecke.
Das Blut läuft Joe, in dünner Rinne
Kein Komma nach "Joe". Eine "Rinne" ist am Dach, du meinst "Rinnsal".
an Stirn und Wange, auf das Hemd.
Diese Zeile sollte dreihebig sein - Bruch des Hebungsschemas.
Nun leben wir schon Jahre hier,
doch für die Menschen sind wir fremd.
Sollte 3-hebig sein.
Müssen wir uns eine Arche bauen?
Betonter Auftakt - Rhythmischer Bruch. Zeile ist fünfhebig - eindeutig zu viel!
Vor Neid und Hass und Missgunst fliehn?
Auch diese Kinder werden, wenn sie groß
Zeile 5-hebig.
in sinnentleerte Kriege ziehn.
Diese beiden letzten Strophen könnte man so korrigieren, damit sie ins Schema passen:
Das Blut läuft Joe die Stirn entlang
und tropft ihm auf das Hemd.
Nun leben wir schon Jahre hier,
doch sind den Menschen fremd.
Wie sollen wir in diesem Land
vor Neid und Missgunst fliehen?
Auch diese Kinder werden einst
in leere Kriege ziehen.
Gern gelesen und beklugfummelt.
LG, eKy