Hi Felix!
Interessant, wie langzeilig ein Text sein kann und doch nur mit fünf Hebern auskommt - das gilt zumindest für den 2. Teil. Aber ich greife vor.
Die beiden ersten Strophen sind großteils sechshebig mit betontem Auftakt. Ausnahmen sind Z3 und 6 in S1, die siebenhebig sind. Das ließe sich leicht beheben: In Z3 streiche "zarte", in Z6 "endlich".
Der zweite Teil beginnt nun mit unbetontem Auftakt, passend zur freundlich-romantischen Abfuhr an die "Miesepeter". Hier sind die Zeilen nun fünfhebig, bis auf die allerletzte, die ist sechshebig. Da es aber die Conclusio ist, kann man durchaus der Ansicht sein, dass eine Überlänge als Schlusspunkt dem Finale die nötige Extrabetonung verleiht. Zumal sich da eigentlich auch nichts kürzen lässt, schon gar nicht ohne den schönen Satz zu verstümmeln!
Die einzige Frage, die sich mir stellt: Hast du den Auftakt und die vorherrschende Heberzahl in der Gedichtmitte bewusst gewechselt, um eine lyrische Wirkung zu erziehen, oder geschah dies intuitiv oder gar als "Unfall"?
Der Text liest sich gut, verlangt einen beruhigten, weihevollen Duktus. Länger dürften die Zeilen aber nicht mehr sein - es ist schon beinahe an der Grenze zur Prosa!
Wäre übrigens ein interessantes Experiment: Schreib so ein sehr langzeiliges Gedicht wie einen Prosatext und warte ab, ob jemand beim Lesen die melodische, getaktete Gedichtstruktur und die Reime erkennt! Das Ergebnis würde mich interessieren!
Sehr gern gelesen!
LG, eKy