Gedichte-Eiland

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Cimex 16.07.2010 23:00

Bruder, mein Bruder
 
Ich trag dich, Soldat,
lass hier dein Gewehr -
du hast nicht mehr lange zu warten!

Nur Mut, Kamerad,
und wein nicht so sehr -
ich weiß dass es schmerzt, doch bleib stumm!

Sag mir, mein Bruder,
wie lange ists her,
da spielten wir Fangen im Garten?

Mein kleiner Bruder -
was wiegst du so schwer?
Mein Bruder! Mein Bruder! Warum?

a.c.larin 18.07.2010 15:26

hallo cimex,

da kann/will man gar nicht viel dazu sagen, denn: spürt man genauer hin, packt einen die betroffenheit.
obwohl ich selbst nicht mehr zu jener generation gehöre, die unmittelbar von kriegserlebnissen betroffen war, sind mir diese geschichten aus erzählungen der eltern / großeltern nicht fremd.

"krieg" ist ja auch nicht etwas, das schon der vergangenheit angehört.
leider.

krieg wird auf höherer ebene angeordnet - und reißt dann alle mit.
was er wirklich bedeutet, wird für manche erst spürbar, wenn ein bruder, eine schwester oder jemand anderer nahestehender zu grabe getragen wird.

ich frage mich immer: muss die menschheit wirklich erst durch schaden klug werden - oder könnte nicht ab und zu weise voraussicht helfen, schlimmes erst gar nicht passieren zu lassen?

ich habe deine worte aus dem schweigen geholt, denn darüber sollten wir reden, immer wieder und rechtzeitig.
das leid, das der krieg verursacht , darf niemals verharmlost werden.

und : "gerechte" kriege gibt es sowieso nicht - nur mörderische!

auch ich frage mich das immer wieder : WARUM?

vielleicht ist diese frage der einzige weg, uns zu entwaffnen.

gelesen und für wichtig befunden,
larin

Dana 19.07.2010 22:31

Lieber Cimex(Peter),
es gibt Gedichte, wie dieses, wo man liest und verstummt.
Eine Realität, die einst und heute stattfindet und wo man auf Grund von Erfahrung, erlesenem Wissen, Geschichtsunterricht und Geschichten im Privaten mit einem Gefühl konfrontiert wird, das fern und nah ist.
Dein Gedicht spricht direkt den Soldaten an - aber auch den Bruder und den Sohn. Ein Schmerzgefühl stellt sich ein.
Wer je diesen oder ähnlichen Schmerz erfahren hat, versteht ~ und verstummt.

Plötzlich versteht man Eltern, Geschwister anders. Das Gefühl kommt nah.

Genau das hast du mit deinem Werk übertragen.

Liebe Grüße
Dana

Cimex 21.07.2010 12:58

Liebe larin! Liebe Dana!

Auch hier danke ich meinen beiden, man könnte schon sagen, "treuen" Lektorinnen! Zu eurem thematischen Kommentar wäre eigentlich nichts mehr hinzuzufügen außer vielleicht eine das Thema würdigende Schweigeminute.

Ja- es ist eine ernste und leider praktisch immer aktuelle Sache, die ich bewusst an einer ganz, ganz kleinen Story aufhängen wollte - eine kurze Szene, die in "Echtzeit" vielleicht ein paar Minuten dauert, vielleicht nur wenige Sekunden. Durch diese Kleinheit rückt uns das Ungeheure aber so richtig auf den Pelz. Nicht unfassbare(!) Zahlen von Hundertausenden machen uns betroffen, sondern die Schicksale von Einzelnen, die wir erspüren, erfühlen können - von Menschen, die Gesichter und Namen haben und mit denen wir uns womöglich vewandt fühlen.

Vom Standpunkt der sprachlichen Aufarbeitung habe ich versucht, im Versrythmus ein Soldatenlied, Marschlied nachzuzeichnen. Das nicht so aufdringliche strophenübergreifende Reimmuster wieder soll dem Ganzen die Gefahr nehmen, wie ein Auszählreim rüberzukommen, soll aber auch die einzelnen Versteile miteinander "verzahnen" und so für Rückkoppelungen sorgen. *sodala* :)

Jetzt würde mich natürlich interessieren, ob ihr oder jemand Anderer, der das liest, das auch vor diesem Kommentar so oder so ähnlich wahrnehmen konnte?

Danke nochmal und Liebe Grüße,
Cimex (Peter)

Dana 09.08.2010 22:09

Lieber Cimex(Peter),

nach deiner Antwort, wurde ein "Soldatenlied" fühlbar.

Ohne ein Hinführen von dir, wäre ich nicht darauf gekommen. Ich las eher eine tiefe Betroffenheit, die fern der Nachrichtenwelt stehen sollte.

So viel zur Rückmeldung, da ich weiß, dass es für den Autor wichtig ist.

Liebe Grüße
Dana


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