Gedichte-Eiland

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Chavali 27.04.2010 10:11

Klagelied eines Nomaden
 

Nomade bin ich, zieh umher,
ich finde mein Zuhaus nicht mehr.
Einst lebte ich in Saus und Braus,
heut sieht mein Alltag traurig aus.

Man hat mir meinen Weg verstellt,
die grünen Bäume mir gefällt,
den Fluss mit Erde zugedeckt,
die Wand errichtet und erschreckt.

Mein Brot schmeckt bitter heut und schal
ist Wasser, das ich Bauern stahl.
Ich schlaf auf einem harten Stein
und bin nun schutzlos ganz allein.

Wo ist das Haus, das mich umfängt
und wo das Land, das sich nicht senkt?
Wo ist der Mensch, der auf mich schaut,
mit mir ein neues Leben baut?

Oh Himmel, schwör mir, Silbermond,
dass sich mein Dasein doch gelohnt,
dass keine Worte ohne Fass,
dass überwunden wird der Hass!







Falderwald 27.04.2010 18:12

Liebe Chavali,

oh je, da ist dein Protagonist aber wirklich der Welt entrückt.

Allerdings fühlt er sich dabei ziemlich verloren.
Oder sollte man besser sagen selbstverloren?

Eigentlich sieht dein LI keine Perspektiven mehr, denn die Fragen klingen schon ziemlich resignierend.

Ein Mensch der seine Heimat verlor, weil er vielleicht einst ausgezogen ist, um andere ideelle Ziele zu verfolgen, sieht sich hier vielleicht sogar um die Mühen seines Daseins betrogen.
Da er scheinbar keine Antworten auf seine Fragen gefunden hat, kann ich nur davon ausgehen, daß es die Liebe ist, die ihm fehlt.

Dies wäre dann der Umkehrschluss aus der letzten Zeile des Gedichts.

Wo der Hass allerdings herrührt, konnte ich noch nicht ganz entschlüsseln, auch tappe ich bei der Person um den Nomaden noch ein wenig im Dunkeln.

Vielleicht kannst du das demnächst noch ein wenig erhellen.

Hat mir gut gefallen, trotz oder gerade wegen der spürbaren Traurigkeit.


Gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Chavali 27.04.2010 19:47

Zitat:

Ein Mensch der seine Heimat verlor, weil er vielleicht einst ausgezogen ist, um andere ideelle Ziele zu verfolgen,
sieht sich hier vielleicht sogar um die Mühen seines Daseins betrogen.
Lieber Faldi,

Heimat ist ein gutes Wort. Heimat kann alles sein, nicht nur dort, wo man geboren ist.
Heimat bezeichnet nicht immer einen konkreten Ort, eine Heimstätte.
Zitat:

Da er scheinbar keine Antworten auf seine Fragen gefunden hat, kann ich nur davon ausgehen,
daß es die Liebe ist, die ihm fehlt.
Das wäre möglich, muss aber auch nicht sein, wenn wir bedenken, was ich vorher über Heimat schrieb.
Zitat:

Wo der Hass allerdings herrührt, konnte ich noch nicht ganz entschlüsseln
Darüber gibt es keine Erklärung, jedenfalls nicht von mir ;)
Kann auch alle möglichen Gründe haben - wenn man das Geschriebene ein wenig abstrakt betrachtet.
Zitat:

auch tappe ich bei der Person um den Nomaden noch ein wenig im Dunkeln.
Auch hier gibt es von mir keine Auflösung. Jeder mag sich, wenn er möchte, seinen eigenen Protagonisten dazu denken.

Aber sag, war denn formell alles ok, oder gibt es Stellen, die man noch verändern, verbessern könnte?


Danke für deinen Beitrag!

Liebe Grüße,
Chavali

Chavali 07.05.2010 05:17

Hey Blacky,
Zitat:

großartiges Gedicht. Herrlich lyrisch und filigran. Eine wahrlich gelungene Wortwahl,
mit der regelrecht gespielt wird.
vielen Dank für deine lobenden Worte. Und das von dir - macht mich echt stolz!
Zitat:

Mehr mag ich gar nicht dazu sagen und es einfach nur auf mich wirken lassen.
Da geht einem direkt das schwarze Herz auf
Das freut mich.
Schwarze Herzen sind schwer zu öffnen.
Scheint, dass dieser Text es geschafft hat :)

Nochmals lieben Dank und Gruß,
Chavali

Dana 07.05.2010 18:59

Liebe Chavali,

Nomaden sind nicht einzig Orts- bzw. Gebietswechsler. Heute spricht man von Job- und Mietnomaden. Letztere sind sicherlich nicht gemeint.;)

Dein Gedicht ist mit Bildern überflutet und erlaubt fast kein Festlegen.
Ich sehe darin durchaus verschiedene "Ruhelose". Da sie "beklagen" können sie nicht aus "Berufung" Nomade geworden sein. Sie wurden getrieben, vertrieben und gar verlassen. Beinahe drängt sich ein Paradox auf - ein suchender Nomade. Einer mit wenig Hoffnung, der aber die "Sesshaftigkeit" aus einst'gen Zeiten kennt und zum Nomaden gemacht wurde.

Dein Gedicht wühlt den Leser sehr auf und lässt ihn den ganz eigenen Nomaden in sich selbst erkennen. ;)

Gefällt mir.

Liebe Grüße
Dana

Chavali 21.05.2010 19:55

Liebe Dana,
Zitat:

Dein Gedicht wühlt den Leser sehr auf und lässt ihn den ganz eigenen Nomaden in sich selbst erkennen.
Das freut mich und die Interpretation ist ganz in meinem Sinne ;)

Danke für dein Feedback!

Lieben Gruß,
Chavali



ruhelos 04.06.2010 14:05

hallo chavali,

der Titel deines Gedichtes ist gut gewählt, denn das ist es wirklich ein Klagelied eines umherziehenden Menschen. Dem lyr ich scheint man alles genommen zu haben und es hofft einfach, dass seine Worte nicht ungehört bleiben und Menschen friedlich zusammenleben können. Alllein eine Stelle verstehe ich nicht recht, 2. Str. 4 Zeile:

die Wand errichtet und erschreckt.
Wer wurde erschreckt? Das lyr. ich und wodurch?

Gern gelesen.

Viele Grüße
ruhelos

Chavali 18.06.2010 09:24

Zitat:

Alllein eine Stelle verstehe ich nicht recht, 2. Str. 4 Zeile:

die Wand errichtet und erschreckt.
Wer wurde erschreckt? Das lyr. ich und wodurch?
Liebe ruhelos,

nun, das ist im Gesamtzusammenhang zu sehen, dafür gibt es keinen konkreten Anlass.
Zitat:

Man hat mir meinen Weg verstellt,
die grünen Bäume mir gefällt,
den Fluss mit Erde zugedeckt,
die Wand errichtet und erschreckt.

Es ist einfach so gemeint, dass das LI nicht die Geborgenheit fand
und im Gegenteil es auf seinem Weg gehemmt und mit Unehrlichkeit (z.B.) erschreckt wurde.
Zitat:

Gern gelesen.
Danke! Ich freu mich immer, wenn du vorbeischaust.

Liebe Grüße,
Chavali


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