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Walther 19.03.2010 12:41

Es ist kein Platz an diesem Fenster
 
Es ist kein Platz an diesem Fenster,
Der nicht in Schwarz gekleidet schien.
Sich spiegeln sieht man die Gespenster,
Die durch das Innen leise ziehn,

Um sich im Äußeren zu brechen:
Die feinen Sicherheiten fliehn.
Es nützt nichts, jene zu besprechen,
Herbeizusehnen, was dahin

Geschmolzen in der Nacht der Nächte,
In Angst geträufelt, hoffnungsblind,
Gefangen in der Seele Schächte,
Und tief verschreckt ist wie ein Kind.

So kehrt sich alles ineinander,
Verknotet sich in sich geschwind:
Die Zeiten eilen. Ich mäander
Und frag, wo sie geblieben sind.

Die Fenster dunkeln immer wieder,
Die Blicke werden daran wund.
Das Seelchen summt vergessne Lieder,
Vertreiben will’s die Geisterstund.

Die Augen schließen ihre Lider:
Die Furcht, sie ist nicht kunterbunt,
Die Farbe schwarz hat ihr Gefieder.
Es ist zu spät, tut sie mir kund.

Walther 20.03.2010 19:14

Lb. Black Raziel,

danke für Deinen lobenden Eintrag. Wobei es mir ankommt, ist, meine Texte Stück für Stück zu verbessern. Da hilft mir natürlich jeder Kommentar, auch der positive kann einem den Hinweis geben, daß man in dieser Richtung weiter arbeiten sollte.

Jeder muß seinen Stil finden, seine spezielle Form des Erzählens und Dichtens. Daher ist mein Gefühl auch nicht, wie Du beschriebst. Aber man freut sich natürlich schon, wenn ein Gedicht gut gelungen zu sein scheint und man das auch noch so nett gesagt bekommt. ;)

LG W.

Lena 08.04.2010 16:11

Zitat:

Zitat von Walther (Beitrag 42755)
Es ist kein Platz an diesem Fenster,
Der nicht in Schwarz gekleidet schien.
Sich spiegeln sieht man die Gespenster,
Die durch das Innen leise ziehn,

Ich habe lange hin und her überlegt, ob die erste Zeile wirklich so fett herausragen sollte.Ein Mittelding ist mir eingefallen, was ich auch selber einmal verwendet habe:Es ist kein Platz an diesem Fenster

So, oder so ähnlich könnte ich es mir vorstellen.


Zitat:

Um sich im Äußeren zu brechen:
Die feinen Sicherheiten fliehn.
Es nützt nichts, jene zu besprechen,
Herbeizusehnen, was dahin
"fliehn und "dahin passen von der Betonung nicht zusammen.



Zitat:

So kehrt sich alles ineinander,
Verknotet sich in sich geschwind:
Die Zeiten eilen. Ich mäander
Und frag, wo sie geblieben sind.
Hier fehlt der Reim..ist das so gewollt?

Zitat:

Die Fenster dunkeln immer wieder,
Die Blicke werden daran wund.
Das Seelchen summt vergessne Lieder,
Vertreiben will’s die Geisterstund.
Das ist eine düstere, aber sehr Harmonische Strophe. Gefällt mir sehr.


Zitat:

Die Augen schließen ihre Lider:
Die Furcht, sie ist nicht kunterbunt,
Die Farbe schwarz hat ihr Gefieder.
Es ist zu spät, tut sie mir kund.
Wunderschön!

Mir gefällt, das in der letzten Strophe drei Zeilen mit "Die beginnen. Das verstärkt die Aussage.

Dein Gedicht gefällt mir sehr gut.

Lena :)

Blaugold 08.04.2010 21:05

Hallo Walther

Ich bin sehr gespalten bei der Beurteilung deines Gedichtes. einerseits enthält es schön melancholisch/düstere Passagen, andererseits sind mir enthaltene Inversionen ein-, zweimal zu oft zu lesen. Ich hab sie mal rot markiert:
Es ist kein Platz an diesem Fenster,
Der nicht in Schwarz gekleidet schien.
Sich spiegeln sieht man die Gespenster,
Die durch das Innen leise ziehn,

Um sich im Äußeren zu brechen:
Die feinen Sicherheiten fliehn.
Es nützt nichts, jene zu besprechen,
Herbeizusehnen, was dahin

Geschmolzen in der Nacht der Nächte,
In Angst geträufelt, hoffnungsblind,
Gefangen in der Seele Schächte,
Ganz tief verschreckt ist wie ein Kind.

So kehrt sich alles ineinander,
Verknotet sich in sich geschwind:
Die Zeiten eilen. Ich mäander
Und frag, wo sie geblieben sind.

Die Fenster dunkeln immer wieder,
Die Blicke werden daran wund.
Das Seelchen summt vergessne Lieder,
Vertreiben will’s die Geisterstund.

Die Augen schließen ihre Lider:
Die Furcht, sie ist nicht kunterbunt,
Die Farbe schwarz hat ihr Gefieder.
Es ist zu spät, tut sie mir kund.
die grün markierte Zeile ist sehr sonderbar, finde ich. Bezieht sich diese letzte Aussage eigentlich nicht auf "jene" in der 3.Zeile von Strophe 2, also Mehrzahl? Sollte es nicht so lauten:
Es nützt nichts, jene zu besprechen,
...
(die) ganz tief verschreckt sind, wie ein Kind.
oder lese ich hier falsch?

Zudem ist mir die Aussage in dieser Strophe nicht ganz klar, doch das liegt vielleicht an meiner müden Verfassung. :rolleyes:

sehr gut gefällt mir die Aussage der letzten Strophe! Doch das Wörtchen "tut" ist mir ein kleines Dörnchen im Auge, ebenso das Komma in der 2.Zeile darin. Ich habe mal alterniert:

Die Augen schließen ihre Lider:
Die Furcht ist niemals kunterbunt,
nur schwarze Farbe im Gefieder.
Es ist zu spät, gibt sie mir kund.


Ich denke, so ist die inhaltliche Aussage nur wenig anders. :)


Blaugold

Walther 12.04.2010 20:34

Lb. Blaugold,

es ehrt, ein Gedicht aus so berufenem Munde so intensiv besprochen zu bekommen. Daher ist es fast unverzeihlich, daß ich mit meiner Antwort solange habe warten lassen. Allerdings bin ich gerade sehr viel um die Ohren, was dann zu solchen Verzögerungen führt.

In der Tat sind in diesem Text einige Inversionen; bevor ich ein Gedicht poste, lese ich es mir immer laut vor und horche dem Klang der Verse nach, ob man sie so sprechen und vortragen könnte, ohne daß jene unfreiwillige Komik entsteht, die ungelenke Verse gerne begleitet. Ich habe mich in diesem Fall dafür entschieden, diesen Text in Öffentlichkeit zu entlassen, trotz der Inversionen.

In der Tat aber hast Du mich auf einen Vers hingewiesen, der in der Tat etwas unglücklich ist. Gemeint habe ich das:
Zitat:

Es nützt nichts, jene zu besprechen,
Herbeizusehnen, was dahin

Geschmolzen in der Nacht der Nächte,
In Angst geträufelt, hoffnungsblind,
Gefangen in der Seele Schächte,
Und tief verschreckt ist wie ein Kind.
Das habe ich oben geändert und danke Dir für diesen Hinweis.

Nun zum letzten Vers: In der Tat die Formulierung "jemanden etwas kund tun" ein stehendes Idiom. Es ist also korrekt, wie ich es schrieb, wenn dieses Formulierung auch nicht unbedingt der heutige Sprachgebrauch ist, aber ein Urteil dieser Schärfe zu sprechen, bedarf durch des Aplombs, der in dieser Wortwahl steckt.

Vielen Dank für Deine Überlegungen, sie haben - wie bei Dir zu erwarten - mich schon ins Schwitzen gebracht.

LG W.

Dana 24.04.2010 23:14

Lieber Walther,

manchmal schaut man in solche Fenster im Vorübergehen ...
Der "Geist" dahinter beschäftigt den Eilenden manchmal nachhaltiger, als es ihm selbst lieb ist.
Ob solche Berührungen daher stammen, weil man darin ein evtl. eigenes Bild erkennt?

Dein Gedicht spricht sehr an und es wurde intensiv besprochen.

Für dieses "berüchtigte" -tut- habe ich mir etwas ausgedacht.
Natürlich unnachdrücklich (:confused:) - aber es inspiriert dich vielleicht zu etwas anderem:

Die Augen schließen ihre Lider:
Die Furcht, sie zeigt sich nie in Weiß,
Die Farbe schwarz hat ihr Gefieder.
Es ist zu spät, sagt sie mir leis. :confused:

Liebe Grüße
Dana

Walther 02.05.2010 13:08

Lb. Dana,

das ist der Tat eine interessante Variante der letzten Strophe! Vielen Dank für Deine Mühe. "Kund tun" ist ein stehender Begriff. Er ist nicht mehr verbreitet, aber durchaus in der Literatur gebräuchlich.

Ich werde mir Deine Version aufbewahren und sie bei einer künftigen Bearbeitung des Gedichts nochmals genau ansehen.

LG W.


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