Wandern
Der Abend schmiegt die kühlen Wangen
an meine stille Hütte an, wo ich in meinem Selbst gefangen von mancher Freiheit träumen kann. Und Wolken fließen in Mäandern als ferner Fluss aus Karmesin von einem Horizont zum andern. Und meine Seele will dort wandern, und könnte ich, ich ließ sie ziehn. |
Hi Laie!
In wie gewohnter sprachlich superber Art und Weise vollendet formuliert! Der Einstieg erinnert mich an Rilke's "Der Abend ist mein Buch, im prangen die Deckel purpurn in Damast ..." - und in seiner Gesamtheit an dieses: Der Abend kommt von weit gegangen durch den verschneiten, leisen Tann. Dann presst er seine Winterwangen an alle Fenster lauschend an. Und stille wird ein jedes Haus: Die Alten in den Sesseln sinnen, die Mütter sind wie Königinnen, die Kinder wollen nicht beginnen mit ihrem Spiel. Die Mägde spinnen nicht mehr. Der Abend horcht nach innen. Und innen horchen sie hinaus. S1Z4 - Statt "einer" würde ich "mancher" schreiben, das liest sich irgendwie sympathischer. S2Z4 - Am Ende dieser Zeile würde ich Komma setzen, nicht Punkt, sonst wirkt die Conclusio irgendwie kurzatmig. Allergernst gelesen und genossen! :) LG, eKy |
Hi eKy,
und ich hab mir so gedacht: Hey, Abend und seine Wangen, tolles Bild, das mir da eingefallen ist... Pustekuchen! :Aua Der Abend, wenn alles zur Ruhe kommt und in sich kehrt, ist für mich die schönste Zeit des Tages und wahrscheinlich meine größte Inspiration. Außerdem lese ich sehr gerne Abendgedichte, und tja, daher kam ganz offensichtlich auch “mein“ Einfall :D Vielen Dank für deinen Kommentar, dein Lob und deine Verbesserungsvorschläge! :) Gruß, Laie |
Lieber Laie,
ich schließe mich Erichs Lob an. Die Ähnlichkeit der ersten Strophe zu Rilkes Gedicht ist frappierend. Das "mancher" gefällt mir nicht besser als "einer". Vielleicht könnte man in Bezug auf die folgende Strophe "ferner" sagen, oder etwas anderes, das auf den Gegensatz zum Gefangensein der Zeile davor vereist. Die erste Zeile der zweiten Strophe würde ich mit "Die" beginnen. Liebe Grüße Thomas |
Hi Laie!
Auch mir ist derlei schon geschehen. Es gibt eben nur eine endliche Menge Vokabeln und sinnvolle Kombinationen aus diesen. Irgendwann wiederholt man sich selbst - oder einen anderen Autor, ohne es zu wissen. Zuletzt ist verständlich, dass ähnliche Bilder ähnliche Vergleiche hervorrufen, auch hier ist die Auswahl logisch begrenzt, sogar noch stärker. Und zuletzt: Rilke hat so viele Gedichte über so viele Themen geschrieben, dass man leicht etwas findet, das irgendwo gut dazupasst. ;):D LG, eKy |
Hallo Thomas,
vielen Dank für deine Einschätzung! Vielleicht fällt mir für die von dir angesprochene Stelle irgendwann mal etwas besseres ein, wenn ich nicht speziell darüber nachdenke. Das passiert mir öfter :D Das "Und" am Anfang der zweiten Strophe belasse ich so. Damit ist der Übergang zwischen den Strophen nicht so hart, quasi ein Pseudoenjambement :D Ich denke außerdem, dass es den beschreibenden Charakter unterstützt, den ich fast immer erreichen will. Das LI erzählt, was es wahrnimmt: Zunächst der Abend, der sich anschmiegt, und dann Wolken, die wie ein Fluss wirken. Ich hoffe, das ist nachvollziehbar :) Hi eKy, ja da hast du wohl recht. Da sollte man sich wohl einfach nicht allzu viele Gedanken machen :D Grüße, Laie |
Hallo Laie,
Auch dieses Gedicht ist wieder eine Augenweide. Ich bin sehr gerne mit dir gewandert, weil jedes Wort an der richtigen Stelle ist.:):Blume: Liebe Grüße sy :Blume::Blume::Blume: |
ein wunderschönes gedicht, das sich fließenden wortes
in gekonnte reime schmiegt. sehr gerne gelesen liebe grüße liara |
Hallo Liara,
hab vielen Dank für deine lieben Worte! :) Gruß, Laie |
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